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Kultur.21 - Das Kulturmagazin

5. Februar 2022

Indigene sind am stärksten von der Abholzung der Regenwälder betroffen. Welche Antworten hat die Kunst auf diese Vernichtung? Wir zeigen, wie in Kamerun an Lösungen gebaut wird und wie sich in Brasilien Künstler:innen für den Amazonas stark machen.

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Kamerun  | Regenwald
Regenwald in KamerunBild: Willie Schumann

Der Regenwald brennt. Profitsucht und Gier zerstören eines der wichtigsten Ökosysteme der Welt. Der Amazonas, die grüne Lunge des Planeten, ist selbst zur CO2-Schleuder geworden und heizt damit den Klimawandel an. Welche Antworten hat die Kunst auf den fragilen Zustand der Welt? Sie warnt, sie rüttelt auf und sucht nach Lösungen. Kultur.21 reist nach Brasilien und Kamerun, trifft auf Künstler:innen und zeigt Projekte mit Visionen für eine bessere Zukunft.

 

Brasilien Amazonas | Emerson Pontes alias Uyra Sodoma
Emerson Pontes alias Uýra SodomaBild: Ricardo Oliveira/AFP/Getty Images

Emerson Pontes ist Transperson und Wissenschaftler:in mit europäischen und indigenen Wurzeln.In ihrer Kunst verwandelt sich Emerson in ein hybrides Naturwesen, um auf die komplexen Zusammenhänge der Organismen in unserer Umwelt aufmerksam zu machen. Als Uýra Sodoma will sie den westlich-europäischen Blick auf die Sicht indigener Menschen lenken.

Geboren wurde Emerson im Norden Brasiliens, in Mojuí dos Campos, einem Dorf im Amazonasgebiet von Pará. Mit fünf Jahren zog die Familie in die Regenwald-Metropole Manaus. Hier studierte Emerson Biologie und machte einen Master in Ökologie.

Als Uýra Sodoma verbindet Emerson Studienwissen mit spirituellem indigenem Wissen - und den Erfahrungen als non-binäre Transperson. Die Kunst ist für Emerson ein Versuch, die Verwobenheit der Welt, des Lebens und der Natur darzustellen.

 

Die Vernichtung der Regenwälder hat dramatische Folgen für die Welt - aber ganz unmittelbar für indigene Menschen.

Warka Village | Kamerun
Warka VillageBild: Willie Schumann

Im Südwesten Kameruns, in der Nähe der Küstenstadt Kribi, wird deshalb an einer besseren Zukunft gebaut: „Warka Village“ entsteht im Einklang mit der Natur, unter Einsatz traditioneller Materialien und Bauweisen. Zentrales Element des Projektes ist ein Turm der bis zu 25.000 Liter Kondens- und Regenwasser sammeln kann und zu Trinkwasser filtert. Denn sauberes Wasser ist hier Mangelware.Das Dorf entsteht unter Einbindung lokaler Communities. Leitung hat die Kamerunerin Barbara Edmonda Guessen. Federführender Architekt ist der Italiener Arturo Vittori. Er hat schon an Siedlungsprojekten in der Weltraumforschung mitgewirkt und kennt sich aus mit schwierigen Umweltbedingungen.

 

„Warka Village” soll ein Ort werden, in dem die Menschen im Einklang mit der Natur leben und sich selbst versorgen können. Zukünftige Bewohner könnten die Bagyeli sein, die wegen der Abholzung aus den Regenwäldern vertrieben worden sind. In zwei Jahren soll das Dorf „Warka Village“ bezugsfertig sein. Das Projekt ist auch ein Versuch, das Wissen der Bagyeli über nachhaltige Baumaterialien und -techniken zu bewahren und in den globalen Norden zu tragen.

Kay Sar
Schauspielerin und Indigene Kay SaraBild: Rodolfo Magalhães

Ein Anliegen, das auch Kay Sara teilt. Geboren im brasilianischen Iauaretê, nahe der Grenze zu Kolumbien im Bundesstaat Amazonas. Ihre Mutter gehört dem Stamm der Tariano an, ihr Vater ist Tukano. Als Kay Sara sieben Jahre alt war zog die Familie nach Manaus, heute lebt sie in São Paulo und steht als Schauspielerin und Aktivistin für die Themen indigener Menschen ein. Schon Kay Saras Großeltern spielten Anfang der 1990er Jahre in Filmen mit, dann ihre Eltern - jetzt sie selbst und ihre Geschwister. Filme, die vom Wandern zwischen den Welten erzählen, vom Kampf ums Überleben und dem Verschwinden einer Kultur. 

Der Erhalt des Regenwalds ist existenziell. Dafür kämpfen Indigene, Klimaforscher und Umweltschützer, aber auch Aktivisten und Menschenrechtler wie der Schweizer Theater- und Filmemacher Milo Rau. Er hat den Amazonas zum Schauplatz für eine Neuinszenierung der antiken Tragödie „Antigone" gemacht. Der Geschichte vom Kampf des göttlichen gegen menschliches Recht.

Brasilien | "Antigone im Amazonas" Proben
Ensemble "Antigone im Amazonas"Bild: Armin Smailovic

Und ein Sinnbild für den Kulturkampf in Brasilien, zwischen der Regierung und denen, die um ihr Land und ums Überleben kämpfen müssen. Gerade wird mehr Regenwald zerstört als in den letzten zehn Jahren: zugunsten von Bergbau-Projekten und für die Land- und Holzwirtschaft. Statt den Regenwald zu schützen - wie es Klimaexperten fordern und die Gesetze vorsehen -versucht die Regierung verstärkt die Indigenen aus ihren verbliebenen Gebieten zu verjagen, um noch mehr abzuholzen.

 

„Für uns“, sagt Kay Sara, „ging es immer darum, wie man im Einklang mit der Natur lebt. Man nimmt etwas von ihr, aber man gibt ihr auch etwas: eine Haltung, um gemeinsam gut miteinander zu leben. Das ist heutzutage nicht mehr der Fall. Die Leute nehmen einfach nur. Letztendlich erleben wir eine globale Katastrophe. Diejenigen, die der Welt beibringen können, nachhaltiger zu leben, das sind die indigenen Völker.“

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