Kultur-Adventskalender 2017
15. Dezember 2017Am Sonntag, dem 3. Dezember, beginnt in diesem Jahr die Adventszeit und zwei Tage zuvor die Zeit des Adventskalenders. Der ist ein typisch deutscher Brauch, der darüber hinaus fast nur noch in den USA eine Rolle spielt, denn US-Soldaten schickten nach dem Zweiten Weltkrieg die bunten Kalender aus Deutschland in die Heimat. Laut einer Umfrage wollen zwei von drei Deutschen einen Adventskalender aufstellen oder aufhängen. Dabei sind auch selbst gemachte und individuell bestückte Kalender sehr beliebt. Doch wie kam es zu diesem Erfolgsschlager?
Von vorne: Advent kommt vom lateinischen "adventus" und bedeutet "Ankunft". Für Christen ist der Advent die Zeit innerer spiritueller Vorbereitung auf Weihnachten. An diesem Tag, dem 25. Dezember, wird der Geburtstag von Jesus gefeiert. In theologischem Sinne die Ankunft von Gottes Sohn auf der Erde. Anders gesagt: Gott wird Mensch, um den Menschen von Mensch zu Mensch begegnen zu können und ihnen ideale Lebensperspektiven aufzuzeigen. Früher dauerte der Advent sogar 40 Tage. Buße, Vergebung und Besinnung gehören für die Kirchen noch immer zur Vorbereitung auf das Fest, das an das Menschwerden Gottes erinnert.
Ein Kalender für die schöne Zeit
In einer Zeit, in der der christliche Glaube noch deutlich in der Gesellschaft verankert war, diente der Advent zugleich dazu, Kinder mit dem Inhalt von Advent und besonders von Weihnachten vertraut zu machen. Als große Hilfe bei deren religiöser Unterweisung erwies sich der Adventskalender. Dessen Anfänge liegen vermutlich Mitte des 19. Jahrhunderts. Erste simple Vorläufer bestanden aus 24 Kreidestrichen, von denen an jedem Tag jeweils einer weggewischt wurde. Dann nahm man Kerzen, die etappenweise abgebrannt wurden oder schlichte Abreißkalender.
Erst um 1900 gab es etliche kreative Schübe, die in die Gestaltung von Adventskalendern, wie wir sie heute kennen, mündeten. Zuerst entstanden bunte Adventsuhren aus Pappe, die die Zeit bis zum großen Fest anzeigten, selbstverständlich per Hand zu verstellen und rückwärts zählend. Dann entstanden aber auch Motivbögen. Kinder mussten die bunten Bilder ausschneiden und auf einen zweiten Kalenderbogen kleben. Wieder etwas später erschienen gedruckte Adventskalender mit 24 zumeist religiösen Motiven. Seit Anfang der 1920er Jahre gibt es Adventskalender mit kleinen Türen. Dahinter kleine Bildmotive oder ein kurzer Text. Das Ziel: vor allem Kindern die Wartezeit bis Weihnachten zu verkürzen. Pionier dieser Entwicklung war der Münchner Verleger Gerhard Lang. Der Pfarrerssohn war eine Quelle adventlicher Kreativität. Religiöse Motive dominierten bis in die 1950er Jahre. Danach wurden die Wegbegleiter bis Weihnachten deutlich profaner, auch weil Süßigkeiten dazu kamen.
Mehr Adventskalender für Erwachsene
Die deutschen Schokoladen- und Süßwarenhersteller ließen kürzlich wissen, dass 2017 rund 80 Millionen Adventskalender produziert und ausgeliefert wurden, davon 30 Millionen für den Export. Inzwischen hat sich die Zielgruppe gewandelt. Für Erwachsene würden mehr Adventskalender angeboten als für Kinder, so der Süßwarenhandelsverband Sweets Global Network.
Für Erwachsene gibt es fast nichts mehr, was nicht schon in Adventskalendern zu finden war: von Bierdosen, Schnapssorten über Werkzeug und Kosmetika bis zum Erotik-Spielzeug. Für Fleischliebhaber ist inzwischen sogar der "Adwurst"-Kalender zu haben. Mettwurst, Schinken und Salami - alles was schmeckt, ist dabei - selbstverständlich länger als 24 Tage haltbar. Immer mehr Firmen nutzen zudem Adventskalender als Werbeflächen. Der Kommerzialisierung scheinen keine Grenzen gesetzt zu sein. Adventskalender banal - seiner ursprünglichen christlichen Bedeutung entledigt.
Elektronische Adventskalender
Doch die schlichten Kalender mit besinnlichen und nachdenklichen Texten gibt es auch noch. So möchte der ökumenische Verein "Andere Zeiten" die ursprüngliche Bedeutung des Advents in der Gesellschaft wieder bekannter machen. Der Kalender "Der Andere Advent" soll daher die weihnachtlichen Gedanken anregen statt Gaumen und Magen.
Adventskalender sind immer häufiger auch im Internet zu finden. Besonders die Kirchen präsentieren diverse Online-Angebote, die Brauchtum sowie christlichen Sinn und Zweck des Ganzen erklären. Da gibt es moderne Fortsetzungs-Adventsgeschichten zum Hören (www.adventskalender.evangelisch.de). Die Evangelische Kirche von Westfalen schickt einen täglichen adventlichen Gruß über WhatsApp aufs Smartphone. Die Evangelische Kirche im Rheinland und die Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern bieten einen Online-Adventskalender mit sieben Sekunden dauernden Video-Impulsen an. Auf "sieben-sekunden.de" können Interessierte den Kalender per E-Mail abonnieren oder sich auf Facebook, Twitter, Instagram, WhatsApp, Pinterest und YouTube anmelden. Die Kirchen regen dazu an, die kurzen Impulse mit anderen zu teilen oder auch auf privaten Websites einzubinden.
Adventskalender 2017 der DW-Kulturredaktion
In diesem Jahr präsentieren wir Ihnen in unserem Kultur-Adventskalender Menschen, die in irgendeiner Weise das Brauchtum und das Feiern von Advent und Weihnachten bereichert haben, die die Zeit vor dem Fest und das Fest selber in einer gewissen Art schöner, unterhaltsamer und manchmal auch sinnvoller gemacht haben oder immer noch machen. Dabei sind Typen und Charaktere aus verschiedenen Jahrhunderten - eine bunte Mischung aus Künstlern, Handwerkern, Gelehrten, Geistlichen. Einige von ihnen leben noch heute. Lassen Sie sich von unserer täglichen Auswahl überraschen und beschenken.