Kubaner dürfen endlich reisen
14. Januar 2013Die Reform, die von Kubas Präsident Raúl Castro bereits im Oktober letzten Jahres eingeführt wurde, schafft das bisher nötige Ausreisevisum, die sogenannte "weiße Karte", sowie die Voraussetzung einer Einladung aus dem Ausland ab. Obwohl damit die Kosten für den bürokratischen Aufwand für eine Ausreise um die Hälfte gesenkt wurden, gilt es dennoch als recht unwahrscheinlich, dass die Zahl an Auslandsreisen stark zunehmen wird. Denn der Preis für einen Reisepass beträgt immer noch umgerechnet 75 Euro, was einem Wert von fünf durchschnittlichen Monatseinkommen eines Kubaners entspricht.
Das neue Gesetz beinhaltet außerdem eine Klausel, mit der die Möglichkeit gegeben ist, die Ausreise zu verweigern. So könnten Dissidenten auch weiterhin daran gehindert werden, das Land zu verlassen. Regierungskritiker wie die Bloggerin Yoani Sanchez zeigen sich darum kritisch: "Mir wurde in fünf Jahren 20 Mal eine Ausreiseerlaubnis verweigert. Werde ich nach dem 14. Januar eine erhalten?"
Bisher war es nur unter Einhaltung der Auflagen möglich, höchstens elf Monate im Ausland zu bleiben. Blieben Kubaner länger im Ausland, galten sie als Exilanten und ihr Besitz wurde eingezogen. Die maximale Reisezeit beträgt nun 24 Monate.
Jeder sechste Kubaner bereits im Ausland
Von einer möglichen Emigrantenwelle könnten besonders die Vereinigten Staaten betroffen sein, da diese Kubanern besondere Einwanderungsrechte zusprechen. Eine Sprecherin des US-Außenministeriums erklärte, die Regierung werde sicherstellen, dass sie auf eine potenzielle Zunahme an Visa-Anträgen oder illegalen Einwanderungen angemessen reagieren könne, so die "New York Times".
Einer von sechs Kubanern lebt im Ausland, die Hälfte von ihnen im US-Bundesstaat Florida. Die bisland geltenden Reisebestimmungen hatten zur Folge, dass viele Familien seit Jahrzehnten auseinandergerissen blieben. Zahlreiche Kubaner starben bei dem Versuch, die US-Küste auf Flößen und Schiffen anzusteuern.
il/sti (afp, dapd, dpa)