Krypto-König Sam Bankman-Fried drohen bis zu 110 Jahre Haft
3. November 2023Im Betrugsprozess gegen Sam Bankman-Fried hat die Jury den Gründer der kollabierten Kryptobörse FTX am Donnerstag (Ortszeit) in New York schuldig gesprochen. Die Geschworenen sahen es als erwiesen an, dass der 31-Jährige acht Milliarden US-Dollar an Kundengeldern aus reiner Gier veruntreut hat, um damit zu spekulieren und einen aufwendigen Lebensstil zu finanzieren.
Verurteilung erst im März 2024
Konkret wurde Bankman-Fried vorgeworfen, Milliarden Dollar aus dem Vermögen von FTX-Kunden ohne deren Wissen abgezweigt zu haben, um unter anderem riskante Geschäfte seines Hedge-Fonds Alameda Research zu finanzieren. Dabei soll er dafür gesorgt haben, dass Alameda sich Geld von FTX leihen konnte, ohne die üblichen Sicherheiten zu hinterlegen. Als diese Geschäfte schiefgingen, wurde auch FTX in den Strudel gerissen.
Die Geschworenen kamen nach einer mehr als vier Stunden dauernden Beratung zu dem Schluss, dass Bankman-Fried in allen insgesamt sieben Anklagepunkten schuldig ist. US-Bezirksrichter Lewis Kaplan zufolge soll die Verurteilung Ende März 2024 stattfinden. Der Richter wird das Strafmaß erst noch festlegen, Bankman-Fried droht im schlechtesten Fall eine 110-jährige Haftstrafe. Er befindet sich bereits seit August im Gefängnis, nachdem der Richter eine Kaution widerrufen hatte, weil Bankman-Fried Zeugen manipuliert haben soll.
Ex-Freundin als Hauptzeugin
"Dies war eine Pyramide des Betrugs, die der Angeklagte auf einem Fundament aus Lügen und falschen Versprechungen aufgebaut hat, nur um an Geld zu kommen", sagte Ankläger Nicolas Ross in seinem Schlussplädoyer. "Er hatte die Arroganz zu glauben, dass er damit durchkommt." In dem Verfahren hatten drei ehemalige enge Vertraute Bankman-Fried belastet. Ihren Aussagen zufolge soll der FTX-Gründer sie und andere Beschäftigte angewiesen haben, irreführende Aussagen zur finanziellen Lage der Kryptobörse zu machen.
Die Hauptzeugin in dem Prozess war Bankman-Frieds Ex-Freundin und frühere Alameda-Chefin Caroline Ellison. Sie sagte aus, dass sie beide die Millionenbeträge veruntreut hatten. Bankman-Fried habe sie damals angewiesen, "diese Verbrechen zu begehen". Er soll das Geld bei hochriskanten Investitionen verloren, für politische Spenden genutzt und für Luxusimmobilien auf den Bahamas verwendet haben. Er wurde nach der Pleite von FTX auf den Bahamas festgenommen, wo das Unternehmen seinen Sitz hatte, und an die USA ausgeliefert.
Der FTX-Gründer selbst hatte zuvor in zwei Fällen von Betrug und fünf Fällen von Verschwörung auf nicht schuldig plädiert. Bankman-Fried räumte bei seiner mehrtägigen Vernehmung zwar Fehler ein, wies Betrugsvorwürfe jedoch erneut zurück. Sein Anwalt Mark Cohen erklärte, die Verteidiger seien enttäuscht über das Ergebnis der Jury und gingen nach wie vor von der Unschuld des 31-Jährigen aus. Die Anwälte des FTX-Gründers werden voraussichtlich gegen das Urteil Berufung einlegen.
sti/se (afp, dpa, rtr)