Kritik an Mafia-Ausflug für Touristen
27. März 2017Um die italienische Mafia ranken sich Geschichten und Mythen. Für seine "Mafia-Tour" erntet ein Reiseveranstalter auf Sizilien aber Kritik. "Es ist ein Angriff auf den Schmerz der Opfer und eine Ohrfeige für die, die jeden Tag damit beschäftigt sind, die mafiöse Kultur auszurotten", sagte Maria Falcone. Sie ist die Schwester eines Richters, der wie auch seine Frau 1992 von der Mafia ermordet worden war. Falcone warnte, dass durch derartige Angebote für Touristen eine gefährliche Faszination entstehen könne. "Die Welt der Mafia ist nicht "faszinierend", sondern ungeheuerlich", sagte sie.
Der Veranstalter Gianni Grillo betont, die angebotene "Mafia-Tour" sei aber eine "Antimafia-Tour". "Wir fühlen uns verpflichtet zu informieren (...), damit diejenigen, die Sizilien besuchen, verstehen, was die Mafia wirklich ist, denn auch die Mafia-Tour ist eine Maßnahme GEGEN die Mafia." Er wolle Touristen ein "breiteres Verständnis" der Cosa Nostra geben, die nach wie vor die sizilianische Gesellschaft beeinflusse, erklärte Grillo auf seiner Website. "Die Mafia tötet, Schweigen auch", zitierte er zudem den Mafia-Gegner und Journalisten Peppino Impastato, der 1978 ermordet wurde.
Der Bürgermeister des auf Grillos Tour liegenden Städtchens Trapani, Vito Damiano, forderte die Schließung der Website des Reisebüros Easy Trapani. "Das ist Wahnsinn, eine Beleidigung für eine ganze Stadt", sagte Damiano der Zeitung "La Repubblica".
Zu der halb- oder ganztägigen "Mafia-Tour" gehört ein Besuch im Mafia-Museum von Salemi sowie je nach Dauer die Fahrt zu Häusern berüchtigter Mafiosi wie Toto Riina und Bernardo Provenzano in Corleone, das durch Francis Ford Coppolas Filmreihe "Der Pate" unsterblich wurde. Auch ein Halt in Castelvetrano ist möglich, von wo der flüchtige Matteo Messina Denaro stammt, der als Boss der sizilianischen Mafia gilt. Auf Sizilien gibt es zahlreiche Touren, die sich mit der Mafia beschäftigen.
is/ks (dpa/afp)