Kristoff gewinnt Flandern-Rundfahrt
5. April 2015Radprofi John Degenkolb hat bei der 99. Flandern-Rundfahrt den nächsten Coup verpasst. Nach seinem Triumph bei Mailand-San Remo vor zwei Wochen hatte der 26 Jahre alte Kapitän des Teams Giant-Alpecin beim zweiten Radsport-Monument der Saison nach 264,2 Kilometern und 19 kräftezehrenden Anstiegen keine Chance auf den Sieg. Erster wurde der Norweger Alexander Kristoff (Katjuscha), der Wahl-Frankfurter Degenkolb kam mit 47 Sekunden Rückstand auf den siebten Platz.
Kristoff, erster norwegischer Gewinner der "Ronde", setzte sich im Sprint eines Spitzenduos gegen den Niederländer Niki Terpstra (Etixx-Quick Step) durch, dahinter komplettierte Greg Van Avermaet (Belgien/BMC) das Podium. Degenkolb, der in der Schlussphase die entscheidende Attacke nicht mitgehen konnte, gewann den Spurt einer Verfolgergruppe.
Es bleibt damit in der Geschichte der traditionsreichen "Ronde" bei zwei deutschen Gewinnern. Rudi Altig (1964) und Steffen Wesemann (2004) haben das Rennen bislang für sich entschieden. Am kommenden Sonntag will Degenkolb zum Abschluss seiner Klassikersaison bei Paris-Roubaix für Furore sorgen. 2014 war er dort Zweiter.
In Flandern war es während des Rennens zum Taktieren der Sieganwärter gekommen, was wohl auch am Fehlen des Vorjahressiegers Fabian Cancellara lag. Der Schweizer hatte in den vergangenen Jahren das Rennen stets schwer gemacht, musste aber diesmal passen, nachdem er beim E3-Preis Harelbeke jüngst zwei Brüche im Lendenwirbelbereich erlitten hatte. Da auch der dreimalige Sieger Tom Boonen verletzt fehlte, war im Belgier Stijn Devolder nur ein früherer Flandern-Sieger dabei.
Unvorsichtige Begleitfahrzeuge
Lange Zeit war eine kleine Gruppe an der Spitze vorneweg gefahren. Bereits nach 18 Kilometern hatten die Ausreißer attackiert. Der Gruppe gehörten auch Ralf Matzka vom deutschen Team Bora-Argon und der Neuseeländer Jesse Sergeant an. Für Sergeant war der Fluchtversuch aber 106 Kilometer vor dem Ziel unsanft zu Ende gegangen, als er von einem überholenden Materialwagen regelrecht abgeräumt worden war. Sergeant musste das Rennen mit Verdacht auf einen Schlüsselbeinbruch beenden.
Es war nicht der einzige Zwischenfall des Rennens. Gut 20 Kilometer später ging ein weiterer Fahrer zu Boden, als es zu einem Auffahrunfall zwischen einem Materialwagen und dem Teamfahrzeug des Rennstalls Fdjeux kam. Der jüngere Bruder von Sylvain Chavanel hatte sich in der Situation gerade beim Begleitauto aufgehalten.
Die Favoriten hielten sich indes lange Zeit zurück, während die letzten Ausreißer gut 50 Kilometer vor dem Ziel eingeholt wurden. Degenkolb musste einmal das Rad wechseln, kam aber schnell wieder ins große Feld zurück. Im Gegensatz zur Vorwoche beim Halbklassiker Gent-Wevelgem gab es diesmal relativ wenig Stürze - auch weil das Wetter mitspielte. Strahlender Sonnenschein begleitete die Fahrer auf dem Weg durch Flandern.
Sehr offensiv fuhr der deutsche Sprinter André Greipel, der sich immer wieder an der Spitze des Feldes zeigte und in seinem Lotto-Soudal-Team wichtige Helferdienste leistete. In die Entscheidung konnte Greipel nicht mehr eingreifen, dafür war das Terrain für das Kraftpaket zu schwer.
to/tk (sid, dpa)