Kremlkritiker Nawalny stoppt Hungerstreik
23. April 2021Der in einem russischen Straflager inhaftierte Kremlgegner Alexej Nawalny hat ein Ende seines seit drei Wochen andauernden Hungerstreiks angekündigt. Angesichts "aller Umstände" beginne er damit, aus dem Streik auszusteigen, heißt es in einer Mitteilung, die er auf seinem Instagram-Kanal verbreitete. Zuvor hatten seine Ärzte ihm empfohlen, dringend wieder Nahrung zu sich zu nehmen.
Ärzte fürchten um sein Leben
Nawalnys Ärzte hatten am Donnerstag in einem von Medien veröffentlichten Brief an den Oppositionspolitiker appelliert, seinen Hungerstreik sofort zu beenden. Sollte er weiter nicht essen, würde das seine Gesundheit weiter schädigen und im schlimmsten Fall zum Tode führen, hieß es. Die Ärzte hatten nach eigenen Angaben Ergebnisse mehrerer Untersuchungen ausgewertet, denen Nawalny unterzogen worden war.
Nawalny war zuvor laut seinem Team zu einer Untersuchung in ein Krankenhaus außerhalb des Gefängnisses gebracht worden. Untersucht worden sei er in der Stadt Wladimir östlich von Moskau.
Der Politiker klagte zuletzt über Rückenleiden, Lähmungserscheinungen in den Gliedmaßen, Fieber und Husten. Seine Forderung, einen unabhängigen Arzt zu sehen, bleibe weiter bestehen, schrieb Nawalny. Erst am Mittwoch hatten seine Unterstützer bei landesweiten Protesten eine ausreichende medizinische Versorgung des 44-Jährigen gefordert. Auch in Deutschland hatte es Pro-Nawalny-Kundgebungen gegeben.
Nawalny hatte im August einen Anschlag mit einem Nervengift aus der Nowitschok-Gruppe knapp überlebt. Nach dem Anschlag, für den Nawalny den Kreml verantwortlich macht, wurde er nach Deutschland geflogen und in der Berliner Charité behandelt. Unmittelbar nach seiner Rückkehr nach Russland im Januar wurde der Putin-Kritiker festgenommen und später wegen angeblicher Verstöße gegen Bewährungsauflagen zu mehr als zweieinhalb Jahren Lagerhaft verurteilt.
haz/uh (dpa, afp, rtr)