Krebserkrankung zwingt Sellering zum Rücktritt
30. Mai 2017Erwin Sellering gab seine Entscheidung zu Beginn der Kabinettssitzung in Schwerin bekannt. Dort sagte er, bei ihm sei "vor einigen Tagen völlig überraschend eine Lymphdrüsen-Krebserkrankung festgestellt worden, die umgehend eine massive Therapie erfordert". Er werde deshalb nicht mehr in der Lage sein, "das Amt des Ministerpräsidenten so auszufüllen, wie das objektiv notwendig ist und meinem Anspruch an mich selbst entspricht".
Nach fast neun Jahren als Ministerpräsident scheide er mit großer Dankbarkeit aus dem Amt, heißt es in einer Mitteilung der Staatskanzlei. Mecklenburg-Vorpommern habe an Wirtschaftskraft gewonnen. Die Arbeitslosigkeit sei spürbar zurückgegangen. "Wir haben wichtige Verbesserungen für Familien und Kinder erzielt", betonte der SPD-Politiker.
Schwesig soll übernehmen
Als Nachfolgerin schlug Sellering Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig vor. Die SPD-Landesspitze stellte sich hinter den Personalvorschlag Sellerings. Ein Sonderparteitag am 1. Juli könnte die stellvertretende SPD-Landeschefin für das Amt der Regierungschefin nominieren und sie zur neuen Landesvorsitzenden wählen. Ein Termin für die Wahl eines Nachfolgers im Landtag steht noch nicht fest. Sellering wird nach Worten des Regierungssprechers sein Amt bis zur Wahl des Nachfolgers weiterführen.
Vor-Vor-Vorgänger wird Nachfolger
Neue Bundesfamilienministerin soll die bisherige SPD-Generalsekretärin Katarina Barley werden. Für deren bisherige Position ist ebenfalls schon ein Nachfolger gefunden: Hubertus Heil. Das kündigte SPD-Chef Martin Schulz in einer Sitzung der SPD-Bundestagsfraktion an. Der 44-jährige Heil war von 2005 und 2009 schon einmal Generalsekretär der SPD und übernimmt nun vier Monate vor der Bundestagswahl die wichtige Rolle des Wahlkampfmanagers.
Sellering seit 2008 Regierungschef
Die SPD in Mecklenburg-Vorpommerns hatte Erwin Sellering erst am 13. Mai als Landesvorsitzenden im Amt bestätigt. Auf einem Landesparteitag in Rostock stimmten 79,8 Prozent der Delegierten für eine weitere Amtszeit. Einen Gegenkandidaten hatte Sellering nicht. Der 67-Jährige führt die Landespartei seit 2007 und ist seit 2008 Regierungschef. Bei der Landtagswahl im vergangenen September hatte der gebürtige Westfale die Sozialdemokraten trotz Stimmenverlusten erneut zum Sieg geführt. Im November wurde er dann für eine dritte Amtszeit an die Spitze der SPD/CDU-Koalition gewählt.
SPD-Chef und Kanzlerkandidat Martin Schulz sagte, er habe "großen Respekt" vor dem Rücktritt Sellerings. "Ich weiß, dass ihm diese Entscheidung nicht leicht gefallen ist", erklärte er in Berlin - und würdigte seien Parteikollegen als "außergewöhnlichen Politiker" und als "außergewöhnlichen Menschen". Zu Nachfolgerfragen wolle er sich zu einem späteren Zeitpunkt äußern, so Schulz.
kle/hk (dpa, rtr, afp, www.regierung-mv.de, http://spd-mvp.de)