Krawalle bei Protest gegen Nicaragua-Kanal
25. Dezember 2014Aus Protest gegen den Bau des Nicaragua-Kanals hatten mehrere hundert Demonstranten tagelang nahe der Ortschaft El Tule im Süden des mittelamerikanischen Landes eine Fernstraße blockiert. Als sie damit drohten, einen Tanklastzug in Brand zu stecken, habe man die Straße geräumt, sagte Polizeichefin Aminata Granera.
Bei Krawallen in der Provinz Río San Juan seien insgesamt 33 Menschen festgenommen worden, außerdem habe es mehr als 20 Verletzte gegeben. Den Behörden zufolge waren unter den Verletzten 15 Beamte. Berichte von Aktivisten, es es habe auch Tote gegeben, wurden von der Polizei ausdrücklich dementiert. "Niemand ist ums Leben gekommen", betonte Granera.
Ein Mammutprojekt
Der Startschuss für den Nicaragua-Kanal war Anfang dieser Woche gefallen. Die chinesische Betreibergesellschaft HKND (Hong Kong Nicaragua Development) will die 278 Kilometer lange Verbindung zwischen dem Pazifischen Ozean und der Karibik mit Hilfe von 50.000 Arbeitern einrichten.
Der Kanal startet an der Brito-Mündung an der pazifischen Seite Mittelamerikas und soll die Karibik an der Punta-Gorda-Mündung erreichen. Er soll 30 Meter tief sein und Schiffen bis zu einem Gewicht von 400.000 Tonnen Raum bieten. Für den Bau sind 50 Milliarden Dollar (mehr als 40 Milliarden Euro) eingeplant. Bei der Fertigstellung würde der Nicaragua-Kanal dem Panama-Kanal weiter südlich Konkurrenz machen, der seit einem Jahrhundert eine Abkürzung quer durch den Teilkontinent bietet.
Ureinwohner befürchten Umsiedlungen
Nicaraguas Präsident Daniel Ortega hofft auf zahlreiche Arbeitsplätze, um die Armut in seinem Land zu mildern. Der Kanal weckt aber vor allem bei Naturschützern Sorge. Sie befürchten Verschmutzungen durch die Schifffahrt und eine Verunreinigung des Trinkwassers, da die Route auf einer Länge von gut hundert Kilometern durch den Nicaraguasee verläuft - das größte Süßwasserreservoir Zentralamerikas.
Die Studien zur technischen Machbarkeit, zur Umweltbelastung und zu den finanziellen Aspekten des Großprojekts sind zum großen Teil nicht veröffentlicht worden. Es wird damit gerechnet, dass 30.000 Bauern und Ureinwohner umgesiedelt werden müssen.
wa/rb (afp, dpa)