Kos wird des Flüchtlingsansturms nicht Herr
13. August 2015Die Behörden auf der kleinen Ferieninsel nahe der türkischen Küste sind mit der hohen Zahl der Flüchtlinge überfordert. Um die dramatische Versorgungslage zu verbessern, kündigte die Regierung in Athen an, umgehend eine Fähre nach Kos zu schicken. Das Schiff mit Platz für 2500 Menschen werde zu einem Notaufnahmelager umgerüstet, kündigte Staatsminister Alekos Flabouraris an. Es werde im größten Hafen der Insel ankern. Die Migranten sollen sich dort auch registrieren lassen können, hieß es.
Polizei bekommt Verstärkung
Nach Zusammenstößen zwischen Polizei und Flüchtlingen an Dienstag, schickt Athen jetzt auch mehr Bereitschaftspolizisten auf die Insel. Rund 40 zusätzliche Polizisten seien schon eingetroffen, weitere Einheiten würden von anderen Inseln der Ägäis verlegt, sagte ein Polizeisprecher. Der Bürgermeister von Kos, Giorgos Kiritsis, sagte, die Lage habe sich etwas beruhigt, bleibe aber angespannt. Ein Reporter der Nachrichtenagentur Reuters berichtete von neuen Rangeleien vor den Büros, in denen die Flüchtlinge erfasst werden.
Versorgungslage katastrophal
Ein Team der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen leistet derzeit medizinische Hilfe bei den vielen Flüchtlingen, die im Stadion von Kos ausharren (Artikelbild). Nach Angaben der Mediziner gibt es dort weder Sonnenschutz noch Duschen oder Toiletten. Auch an Lebensmitteln fehle es. Die Flüchtlinge dort warteten alle auf eine Möglichkeit, sich bei der Polizei registrieren zu lassen. Nach Angaben des Hilfswerks dauert es rund 10 bis 15 Tage, bis die Menschen von der griechischen Polizei registriert werden und Papiere erhalten, mit denen sie die Insel verlassen können. Kaum einer von dern Betroffenen sei von den Behörden über das Prozedere informiert worden, beklagte Ärzte ohne Grenzen.
Auf der Ferieninsel waren allein in den vergangenen Tagen nach offiziellen Angaben mehr als 7000 Migranten angekommen. Humanitäre Organisationen bezeichneten die Lage auf Kos, aber auch auf anderen Inseln der Ost-Ägäis, wie etwa Samos, Lesbos und Chios als chaotisch.
Der Geschäftsführer von "Ärzte ohne Grenzen" in Deutschland, Florian Westphal, kritisierte, "die Situation auf den griechischen Inseln und vor der libyschen Küste ist nur deshalb so dramatisch, weil Europa den Menschen auf der Flucht keine andere Wahl lässt, als in Booten die gefährliche Reise über die Ägäis oder das Mittelmeer anzutreten." Es müssten endlich sichere und legale Fluchtwege in die Europäische Union geschaffen werden.
Nach UN-Angaben strandeten seit Jahresbeginn knapp 124.000 Flüchtlinge, zumeist aus Syrien, Afghanistan und Nordafrika, in Griechenland. Fast alle sehen das Land nur als erste Anlaufstation in der Europäischen Union.
qu/uh (dpa, rtr, afp, kna)