Kopenhagen schließt Fans aus
2. September 2013Der erfolgreichste dänische Verein der vergangenen Jahre hat 940 bereits erworbene Tickets für die Champions League teilweise annulliert - für Fans, die einen ausländisch klingenden Nachnamen haben. Diese sollen sich mit der Geschäftsstelle in Verbindung setzen. Sollte sich herausstellen, dass sie Anhänger des FCK sind, dürften sie ihre Karten nutzen. Andernfalls werde man ihnen anbieten, Karten für andere Bereiche des Stadions zu erwerben, heißt es auf der Internetseite des Vereins.
Mit dieser Aktion wolle man sicherstellen, dass gegnerische Fans nur Zugang zum Gästeblock bekommen. "Wir wussten, dass die Entscheidung eine Reaktion nach sich ziehen würde, aber es war die beste Lösung", sagte Geschäftsführer Daniel Rommedahl: "Die Sicherheit steht immer an erster Stelle, wenn wir Spiele im Parken-Stadion haben. Das ist jedoch keine Diskriminierung."
Viele Kopenhagen-Fans vor den Kopf gestoßen
Der FC Kopenhagen, der momentan vom ehemaligen Kölner Trainer Ståle Solbakken gecoacht wird, hat im vergangenen Jahr eine hohe Geldstrafe zahlen müssen, weil es bei einem Heimspiel in der Europa-League gegen Hannover 96 zu schweren Ausschreitungen unter den Fans kam. Bis zu 5000 deutsche Fans hatten sich Sitzplätze in anderen Abschnitten als ihren eigenen gesichert. "Das führte zu großen Unannehmlichkeiten für den Rest des Publikums und gab eine Menge Arbeit für die Polizei", so der Verein. Kopenhagen tritt in dieser Champions-League-Saison gegen Real Madrid, Juventus Turin und Galatasaray Istanbul an.
Die Aktion löste bei Kopenhagen-Anhängern aus dem Ausland oder mit ausländischen Wurzeln einen Sturm der Entrüstung aus, der Klub wurde mit Vorwürfen überhäuft. So will sich Musa Kekec, ein türkischstämmiger Lokalpolitiker für die Sozialdemokraten in der dänischen Kommune Ballerup mit mehreren Hundert Betroffenen in einer Unterschriftenaktion wehren. "Ich wurde wegen meines Namens beim Ticketkauf abgelehnt. Es kann nicht sein, dass eine Gruppe von 900 Menschen allein aufgrund ihrer Namen als Sicherheitsrisiko gilt und ausgeschlossen wird", sagte Kekec der dänischen Zeitung Ekstrabladet. Ein anderer Fan sprach vom "Diskiminierendsten, das ich je erlebt habe".
Der offizielle Fanklub Kopenhagens FCKFC unterstützt dagegen auf der Homepage des Vereins die fragwürdige Aktion. Diese sei als "Service für die Gästefans" zu verstehen, da es schließlich auch in ihrem Interesse sei, mit Anhängern ihres Vereins in einem Block zu sitzen.
"Klarer Fall von Diskriminierung"
Volker Goll von der deutschen Koordinationsstelle Fanprojekte (KOS) bezeichnet im Interview mit der Deutschen Welle das Vorgehen des dänischen Klubs als "seltsame Aktion". Ein Verein mit solcher Struktur sollte durch Vorzugsbehandlung von Mitgliedern oder Dauerkartenbesitzern sicherstellen können, dass die treuesten Fans diese Karten bekommen. Zudem sei es nicht attraktiv, als gegnerischer Fan im Heimfanblock zu sein. "Zumeist ist der Ordnungsdienst instruiert, zumindest darauf zu achten, dass niemand mit 'falschen Fanutensilien' den Block betritt – das ist auch andersrum so, also dass keine Heimfans sichtlich erkennbar den Gästeblock besuchen."
Professor Harald Lange vom Institut für Fankultur spricht gegenüber der Deutschen Welle von einem "klaren Fall von Diskriminierung, der nicht zu tolerieren ist. Niemand darf aufgrund seines Namens oder seines Aussehens diskriminiert, also benachteiligt werden." Die Aufteilung der Blöcke werde normalerweise durch die Vergabe von Kartenkontingenten an die jeweiligen Gästeclubs geregelt. Zumeist läge es im Interesse der Besucher, in einem Bereich des Stadions sitzen zu können, in dem man von Fans der eigenen Mannschaft umgeben ist. "Letztlich zeichnet sich aber eine gute Fankultur dadurch aus, das es keine Probleme gibt, wenn rivalisierende Fans nebeneinander sitzen und das Spiel und ihren Support gemeinsam genießen."