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Kongo: Das ewig geknechtete Land

29. April 2002

Die Geschichte des Kongo ist geprägt von Fremdherrschaft, Diktatoren, Bürgerkriegen, Armut und Millionen von Toten. Die wirtschaftlichen Schätze des Landes machten es immer wieder zur Beute fremder Mächte.

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Der gestürzte Premierminister Lumumba als GefangenerBild: AP

Unter der Erde schlummern Zinn-, Kupfer-, Uran-, Gold- und Diamantenvorkommen, der Boden ist fruchtbar und die tropischen Regenwälder bergen ein eine reiche Artenvielfalt. Gerade das wird dem Kongo immer wieder zum Verhängnis. Sowohl europäische Staaten als auch die afrikanischen Nachbarn haben im Laufe der Geschichte diese Schätze regelmäßig ausgebeutet.

Kasavubu sichert sich die Macht

Vor mehr als 100 Jahren teilten die europäischen Staaten Afrika endgültig unter sich auf. Dabei fiel der Kongo in die Hand des belgischen Königs und blieb viele Jahrzehnte belgisch. Die Kongolesen fanden sich mit ihrem Los jedoch nicht ab. Mehrere Bewegungen kämpften für die Unabhängigkeit von Belgien.

Im Juni 1960 war sie da, die große Chance: Die Demokratie war zum Greifen nah. Die Männer der Stunde waren die Führer zweier rivalisierende Gruppierungen: Patrice Lumumba und Joseph Kasavubu. Bei der ersten und bis heute einzigen freien demokratischen Wahl wurde Lumumba zum Ministerpräsidenten gewählt und Kasavubu bekam das Präsidentenamt.

Lumumba's sinkender Stern

Doch die Demokratie starb so schnell wie sie geboren worden war. Wenige Tage nach der Wahl kam es zu Kämpfen zwischen rivalisierenden Stämmen. Die Situation wurde noch verschärft als sich die rohstoffreiche Provinz Katanga für unabhängig erklärte. Lumumba rief die UN zu Hilfe und die schickte Blauhelmsoldaten, jedoch ohne Mandat zum militärischen Eingreifen.

Noch nicht mal ein Jahr an der Regierung, stritten sich Lumumba und Kasavubu um die Macht. Kasavubu erwies sich als der Stärkere. Lumumba wurde im September 1960 abgesetzt. Wenn zwei sich streiten, freut sich der Dritte. In diesem Fall war der Dritte der Armee-Oberst Joseph Desiré Mobutu. Der nutzte das Machtvakuum und putschte. Kasavubu war jedoch so schlau sich mit Mobutu zu arrangieren: Er blieb Präsident und beteiligte Mobutu vorerst an der Regierung. Diese Beteiligung löste er wenige Monate später wieder auf.

Das Kind bekommt einen neuen Namen

Nachdem der Konflikt in der Provinz Katanga nicht friedlich gelöst werden konnte, bekamen die Blauhelme das Mandat, militärisch zu intervenieren. Trotz Teilerfolgen war ein Frieden immer noch nicht in Sicht. Kasavubu gab in der Zwischenzeit dem Kongo den Namen Demokratische Republik Kongo. Von einer Demokratie war der Kongo jedoch weit entfernt. Nachdem Kasavubu verschiedene Premierminister ernannte und wieder entließ, nutzte Mobutu erneut die Gunst der Stunde.

Mobutu putscht sich nach oben

Mit Unterstützung des Militärs putschte sich Mobutu an die Macht, stürzte Kasavubu und ernannte sich selbst zum Präsidenten für die nächsten fünf Jahre. Aus den fünf Jahren wurden 32. Die westlichen Regierungen unterstützten Mobutu tatkräftig. Der Grund: Sie wollten verhindern, dass die Sowjetunion in Afrika Fuß fasste. Unter Mobutu wechselte der Kongo erneut seinen Namen: Aus der Demokratischen Republik Kongo wurde Zaire.

Mobutu entpuppte sich schnell als Diktator. Er verbot alle Parteien bis auf seine eigene. Alle wichtigen Ämter wurden von ihm vergeben. Die Staatskasse machte Mobutu zu seinem Privatportemonnaie und die Armee zum Werkzeug, um persönliche Interessen durchzusetzen. Die Wirtschaft Zaires näherte sich dem totalen Kollaps. Doch trotz der repressiven Politik bedrängten oppositionelle Truppen immer wieder das Machtmonopol Mobutus.

Anfang der neunziger Jahre erlaubte Mobutu einen Demokratisierungsprozess und gestattete die Bildung von Parteien. Zu einer wirklichen Demokratisierung kam es aber nicht. Ein neuer Diktator erschien auf dem Spielfeld: Laurent Désiré Kabila eroberte Mitte der neunziger Jahre den Stuhl des Präsidenten. Mobutu blieb nichts weiter übrig, als ins Ausland zu fliehen. Das Land hinterließ er im Chaos.