Kommt das Medikament gegen die Grippe?
23. Oktober 2019Jährlich erkranken nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) weltweit etwa eine Milliarde Menschenan der Grippe, drei bis fünf Millionen von ihnen schwer. Bis zu 650.000 Infizierte sterben infolge der damit verbundenen Atemwegserkrankungen.
Ein Forscherteam um den Biomediziner Richard Plemper aus Atlanta hat nun erfolgreich ein antivirales Medikament gegen die Grippe getestet – bisher allerdings nur im Tierversuch an Frettchen sowie im Labor an Atemwegs-Schleimhautgewebe von Menschen.
Der Wirkstoff namens EIDD-2801 blockiert ein Enzym namens RNA-Polymerase, welches eine wichtige Rolle bei der Vermehrung des Erbgutes der Viren spielt. Dadurch löst der Wirkstoff Mutationen im Genom des Virus aus. Wenn genug Mutationen vorkommen, wird das Genom unwirksam und das Virus kann sich nicht mehr vermehren. Die Mediziner veröffentlichten ihre Forschungsergebnisse am 23. Oktober in der Fachzeitschrift Science Translational Medicine.
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Wirksam gegen viele Viren-Stämme
"Das Molekül ist hocheffizient gegen die Grippe", sagte Dr. Plemper, der an der Georgia State University Biomedizin lehrt und EIDD-2801 gemeinsam mit Kollegen der Emory University entwickelt hat. "Es wurde an einem breiten Spektrum aller Grippe-Stämme getestet, und vor allem stellt es eine hohe Barriere dar, die der Virus kaum überwinden kann."
Unter anderem wurde der Wirkstoff auch gegen das Schweinegrippe-Virus getestet, das 2009 weltweit ausgebrochen war. Frettchen ähneln Menschen in ihrer Reaktion auf Grippeviren stark. Nach der Behandlung mit dem Medikament zeigen sie deutlich kürzere Fieberverläufe als die Tiere in der Vergleichsgruppe.
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Keine Resistenzen beobachtet
Bei bisherigen antiviralen Mitteln bestand stets das Problem, dass es den Viren gelang, durch Mutation Resistenzen gegen die Medikamente zu entwickeln. Dr. Mart Toots, einer der Hauptautoren der Studie, sagte nun, dass es dem Virus sehr schwer fallen wird, dem neuen Molekül zu entgehen.
"Wir haben bisher keine spezifischen Resistenz-Mutationen identifiziert" sagte Dr. Plemper. Er sei zuversichtlich, dass "die genetische Barriere gegen virale Resistenz hoch ist". Der Wirkstoff habe ein "hohes klinisches Potential als Grippe-Medikament der nächsten Generation".
Die Mediziner wollen das Medikament im kommenden Jahr erstmals am Menschen erproben.
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