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Pariser Konferenz

Martin Gerner12. Juni 2008

Armut ist ein großes Problem in Afghanistan. Die Pariser Konferenz muss vor allem das Thema Korruption ansprechen, damit die Hilfe auch tatsächlich bei der Bevölkerung ankommt, meint Martin Gerner.

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Themenbild Kommentar
Bild: DW

Kann die Pariser Konferenz Afghanistan retten? Beobachter, die so fragen, glauben immer noch an Wunder, die von Treffen wie diesem ausgehen können. In Wahrheit verhält es sich eher so, wie es ein Stockholmer Friedensforscher ausdrückt: "Jede Konferenz für Afghanistan steht dafür, dass die vorherige nicht funktioniert hat, und dass grundlegende Dinge falsch laufen."

Enttäuscht von der NATO

Die Armut in Afghanistan konnte seit dem Londoner Gipfel vor zwei Jahren nicht verringert werden. Im Gegenteil. In den Städten wächst ein Proletariat, das keine Aussicht auf Arbeit hat. Und auf dem Land steht die Bevölkerung vor einer paradoxen Situation. In einer Gegend wie Bamiyan, wo seit jetzt sechs Jahren nicht geschossen wird und wo einst die legendären Buddha-Statuen standen, wirkt sich der Frieden negativ aus, glaubt man den Menschen. Das Geld gehe vor allem in den Süden und Osten, wo die NATO kämpft und werbewirksam investiert, sagen sie enttäuscht. Hält der Westen also nicht Wort?

Tatsächlich brennt es an zu vielen Stellen, als dass die internationale Staatengemeinschaft diese auch nur annährend mit einem auf fünf Jahre angelegten Plan eindämmen könnte. Immerhin: die Pariser Konferenz birgt Chancen. Das Thema Korruption wird offener angesprochen als auf dem Vorgängertreffen.

Problem Korruption

Endlich sollen auch die internationalen Akteure ernsthaft Rechenschaft ablegen über ihre Ausgaben. Geberländer und Hilfsorganisationen müssen ihre Ausgabenpolitik, die nach wie vor überwiegend am afghanischen Staat vorbeigeht, endlich transparent machen. Die afghanische Bevölkerung hat ein Recht zu wissen, wo die 400 Euro pro Kopf versickern, die im vergangenen Jahr statistisch für jeden Einwohner in Kabul zur Verfügung standen. Wer als Heilsbringer antritt und nicht für Ordnung im eigenen Haus sorgen kann, kann diese auch nicht von anderen einfordern.

Nur einer von drei Afghanen fühlt sich, einer jüngsten Untersuchung zufolge, von den internationalen Akteuren ernst genommen und mit einbezogen beim Wiederaufbau. Ein vernichtendes Urteil. Nur wenn ein Dialog auf gleicher Augenhöhe stattfindet und die Prioritäten von afghanischer Bevölkerung und Regierung ernst genommen werden, kann auch die afghanische Zivilgesellschaft wachsen. Auch so wird den Taliban und anderen Aufständischen der Nährboden entzogen. Weil es aber bislang keinen funktionierenden afghanischen Staat gibt, sind auch die Rechte und Pflichten zwischen Regierung und Bürgern nicht definiert.

Viele Projekte schaffen neue Abhängigkeiten

Auf Seiten der Geber und Hilfsorganisationen muss endlich Schluss sein mit "Business as usual". Internationale Berater, die zweifelhafte Ergebnisse produzieren, dürfen nicht weiterhin das Tausendfache ihrer afghanischen Mitarbeiter verdienen. Das ist keinem in Afghanistan mehr vermittelbar.

Statt kurzfristiger Nothilfe sind allein Langzeitprojekte glaubhaft. Einige Hilfsorganisationen wechseln ohnehin so rasch ihr Personal, dass sich darauf keine Kontinuität bauen lässt. Viele Projekte halten die Bevölkerung nach wie vor in Abhängigkeit, statt sie selbständig und fit für den Markt zu machen. In der Provinz Herat findet die klägliche Safran-Ernte von Hilfsorganisationen, die als gut gemeinte Alternative zum Mohnanbau gestartet war, keinen Absatz auf dem Weltmarkt. Die Bauern bekommen festgesetzte Preise für ihre mangelhafte Ware. Ihnen fehlt somit jeglicher Anreiz, besser zu werden.

Ein Recht auf einen Studienplatz

Das andere Schlüsselwort heißt Bildung. Paris legt zu Recht den Fokus darauf. Jeder Abiturient in Afghanistan muss das Recht auf einen Studienplatz in seiner Heimat haben. Und jede neu gebaute Schule braucht endlich ausreichend neue Lehrer, die ihre Schüler nicht unnötig mit Schlagstöcken traktieren. Eine frustrierte Jugend, in einem Land, in dem die Hälfte der Menschen jünger als 18 ist, bleibt ansonsten politisch verführbar.

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