So ein Resultat! Alle 195 Staaten der Vereinten Nationen stimmen einem Klimavertrag zu, der den Anstieg der Erdtemperatur nicht nur auf zwei, sondern sogar auf bis zu 1,5 Grad begrenzen soll. Ein Vertrag, der die freiwilligen Klimaziele der Staaten in ein völkerrechtlich verbindliches Korsett fasst, sie überprüft und sie nachbessert, wenn sie nicht reichen. Und ein Vertrag, der die Finanzhilfen für die armen Lände bereitstellt in einer Größenordnung, wie sie noch vor Kurzem kaum denkbar war
Gewonnen haben alle, über den Klimaschutz hinaus: Die Europäer, diese Staatengemeinschaft, die zuletzt eher durch Streit Schlagzeilen machte und noch macht: Einig standen die EU-Staaten zusammen für ein ambitioniertes Abkommen. Die kleinen Inselstaaten, die so heftig unter dem Treibhauseffekt leiden und doch gerade durch die Klimakonferenzen seit Rio 1992 ein beeindruckendes Selbstbewusstsein entwickelt haben. Es waren die kleinen Marshall-Inseln, die in Paris eine Koalition aus 79 armen Staaten mit der EU ins Leben riefen, der sich Brasilien, Mexiko und die USA anschlossen. Die USA folgen den Marshall-Inseln - unglaublich! Und am Ende haben auch die Schwellenländer Indien und China gewonnen, die ihren Widerstand aufgaben und den Weg frei machten für diese diplomatische Sensation.
Das Meisterstück des Laurent Fabius
Mit keinem Namen aber werden diese zwei Wochen von Paris so verbunden werden in Zukunft wie mit dem von Laurent Fabius. Wenige Wochen nach den furchtbaren Terrorattacken von Paris hat Frankreichs Außenminister in seinem erschütterten Land ein Licht angezündet. Mit stoischer Ruhe und großen diplomatischem Geschick steuerte der Präsident dieser Konferenz die Verhandlungen durch jedes noch so schwere Wasser. Wer die Konferenz-Katastrophe von Kopenhagen vor sechs Jahren miterlebt hat, vermag diese außerordentliche Leistung zu berurteilen. Damals machte die dänische Präsidentschaft so gut wie alles falsch, was den sensiblen Ausgleich von armen und reichen Ländern anbelangt. Fabius machte jetzt das Gegenteil.
Und ein Triumph ist es auch für die oft belächelten Umweltgruppen, die seit Rio dabei waren und den Prozess des internationalen Klimaschutzes mitbestimmt haben. Durch oft harte, manchmal überzogene Kritik und unerfüllbare Forderungen, aber immer mit dem Blick auf die Mahnungen der Wissenschaft. Und dann sind da noch die Vereinten Nationen, die bewiesen haben, dass sie globale Probleme anpacken können.
Jetzt gilt es, den Schwung von Paris mitzunehmen: Investitionen müssen verlagert werden weg von den Fossilen hin zu den erneuerbaren Energien. Die versprochenen Gelder für die armen Länder müssen fließen. Das alles hat schon begonnen, jetzt muss dieser Prozess richtig durchstarten. Vielleicht kommt in einer Welt sich verschärfender Krisen der Hoffnungsschimmer ausgerechnet vom Umweltschutz: Die Weltgemeinschaft kann ihre Probleme zusammen anpacken. Gut gemacht, Frankreich!
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