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Was tun in Syrien?

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Alexander Kudascheff
7. September 2015

"Fluchtursachen bekämpfen" heißt die Standardantwort auf die Frage, wie man die Zahl der Flüchtlinge reduzieren könnte. Der Blick nach Syrien zeigt, dass dies gar nicht so einfach ist, meint Alexander Kudascheff.

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Die syrische Stadt Kobane - oder was davon übrig geblieben istBild: DW/Kamal Sheikho

Seit vier Jahren tobt und wütet der Bürgerkrieg in Syrien. Mehr als eine viertel Million Menschen sind tot. Millionen auf der Flucht - gestrandet im Libanon, der Türkei, Jordanien oder jetzt, nach langem vergeblichem Hoffen, dass der Krieg endet, auf dem Weg nach Europa.

Der Krieg nährt weiterhin den Krieg

Syrien ist längst zerfallen. In Damaskus herrscht zwar noch Baschir al-Assad, auch in den alawitischenen Gebieten des Landes. Doch in großen Regionen wütet der so genannte "Islamische Staat", auch mal die genauso brutal-mörderische al-Nusra-Front. Und manchmal halten sogar die demokratischen Rebellen die eine oder andere Stadt. Eines ist sicher: Der Krieg ist nicht ausgeblutet, er wird noch lange nicht aus Erschöpfung zusammenbrechen.

Was also tun? Da wäre zum einen die militärische Option: Soll der Westen eingreifen? Auf welcher Seite soll er eingreifen? Und vor allem: gegen wen? Gegen den Islamischen Staat? Das wäre sicher vernünftig, wird aber mit Luftangriffen allein nicht gehen. Wer aber dem selbsternannten Kalifen al Baghdadi den Krieg erklärt, stärkt indirekt Assad in Damaskus. Das will allerdings auch niemand. Denn zuallererst Assad ist verantwortlich für die Toten in Syrien. Einen Zweifronten-Krieg gegen Assad und den "Islamischen Staat" - gar mit Bodentruppen - will niemand. Und das zu Recht. Übrigens sieht man am türkischen Vorgehen gegen den "Islamischen Staat" und die PKK, wie heikel solche Operationen sind. Und erfolglos obendrein wohl auch.

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DW-Chefredakteur Alexander KudascheffBild: DW/M. Müller

Komplizierte Verhandlungsoptionen

Bleibt die diplomatische Lösung. Oder besser gesagt: der diplomatische Lösungsversuch. Das geht nur, wenn man mit Assad spricht. Mann müsste ihn also an den Verhandlungstisch holen - was für die demokratischen Gegner Assads eine Zumutung wäre. Die sie aber vielleicht ertragen müssen, vor allem wenn die Hoffnung bestünde, dass Assad nur noch ein Faktor auf Zeit ist. Da er von selbst nicht gehen wird - wohin auch? - kommt Russland als möglicher Verhandlungspartner ins Spiel, wahrscheinlich auch der Iran. Das wäre dann die wohl unvermeidliche, ganz große Verhandlungsrunde: mit Washington, Moskau, der EU, dem Iran und Saudi-Arabien, dem erbittertsten Gegner Assads und Rivalen Irans im Ringen um die Vorherrschaft in der muslimischen Welt. Spätestens an dieser Stelle wird es dann endgültig schwierig bis unlösbar. Also vielleicht besser ohne die beide Länder. Aber werden sie das hinnehmen?

Denn gerade Saudi-Arabien verfolgt mit Argwohn den Aufstieg und die Rückkehr Irans auf die Bühne der Weltpolitik, seit es das Atomabkommen gibt. Eine Rückkehr, die man in Riad gerne verhindert hätte - notfalls im Zusammenspiel über Bande mit Israel, das das Atomabkommen für einen tödlichen Fehler hält.

Die Suche nach einer Verhandlungslösung wird so zu einem diplomatischen Glasperlenspiel. Die Chancen: eher ernüchternd. Vor allem aber langwierig. Braucht Zeit, die das geschundene Volk längst nicht mehr hat. Doch militärisch einzugreifen ist sinnlos und ebenfalls nicht erfolgversprechend. Was also tun, um diesen irrsinnigen Bürgerkrieg zu beenden? Im Moment weiß das niemand.

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