Haben die Terroristen jetzt gewonnen? Haben sie so viel Furcht und Misstrauen säen können, dass sie uns bereits im Griff haben? Ist es ein Zeichen der Schmach, dass eine so symbolträchtige Veranstaltung wie sie in Hannover geplant war, im letzten Moment doch abgesagt werden musste? Dass alle, auch die Bundeskanzlerin und ihre Minister, die erhobenen Hauptes ins Stadion gehen wollten, umkehren und sich in Sicherheit bringen mussten?
Es ist ein bitteres, ein nagendes Gefühl das sich jetzt breit macht, und nicht nur viele Fußballfans fragen sich, ob die Absage wirklich nötig gewesen ist. Bundesinnenminister Thomas de Maizière hat das am Abend zwar bejaht, eine stichhaltige Begründung ist er aber schuldig geblieben. Stattdessen bittet er die Öffentlichkeit um einen Vertrauensvorschuss. Er möchte keine Verunsicherung schüren, er will aber auch die Ermittlungen nicht gefährden. Das könnte passieren, wenn zu viel bekannt gegeben würde, solange die Spuren noch heiß sind.
Überzeugender Auftritt
Es habe gute Gründe für die Absage gegeben, heißt es. Hinweise, die sich im Laufe des frühen Abends so verdichtet hätten, dass eine Absage unausweichlich wurde. Für mich hörte sich das, was de Maizière zu sagen hatte, überzeugend an. Trotzdem werden jetzt einige wettern und sagen: Ach was, bestimmt sind der Minister und sein Sicherheitsapparat einem Gerücht oder einer gezielt gestreuten Fehlmeldung aufgesessen oder haben sich schlicht geirrt. So wie in Alsdorf, wo nach einem Hinweis aus der Bevölkerung plötzlich sieben Verdächtige verhaftet wurden und den ganzen Tag lang der Eindruck herrschte, es habe einen großen Fahndungserfolg gegeben. Zehn Stunden später war davon nichts übrig und alle wurden wieder auf freien Fuß gesetzt.
Ja, nachher ist man immer schlauer. Aber im Zweifel hat Vorsicht zu walten. So wie an diesem Abend, als nach sicherlich intensiver Abwägung das Spiel in Hannover abgesagt wurde. Es wird auch Thomas de Maizière nicht leicht gefallen sein. Aber er hatte die Verantwortung und musste die Sicherheit vieler tausender Menschen gewährleisten. Und die ist wichtiger als ein Symbol. Und was, wenn tatsächlich im Stadion eine Bombe explodiert wäre?
Vorsicht ist kein Rückzug
Und ein Gutes hatte das Ganze doch: In Hannover hat sich gezeigt, dass die Polizei die Lage wirklich gut im Griff hatte. Souverän, ganz ohne Chaos und Panik wurden die Zuschauer auf den Weg nach Hause geleitet. Alles hat so funktioniert, wie es sein sollte, und das zu wissen, ist ein gutes Gefühl. Denn es wird nicht der letzte Polizeieinsatz im Kampf gegen den Terror gewesen sein. Wir werden auf lange Zeit mit der Gefahr leben und damit umgehen müssen. Vorsichtig und mit Bedacht damit umgehen müssen. Auch das kann ein Zeichen für Stärke sein und heißt nicht, den Kopf einziehen zu müssen.