Schon macht es wieder die Runde, das böse Wort vom Währungskrieg. Es geht zurück auf ein düsteres Kapitel der Weltwirtschaft, auf die Zeit der Großen Depression in Amerika. Damals, Anfang der 1930er, Jahre manipulierten wichtige Handelsnationen ihre Währungen gezielt nach unten, um sich gegen das Virus aus Amerika zu schützen. Die eigenen Produkte sollten billiger werden und sich so besser im Ausland verkaufen lassen. Das Problem: Weil jeder nur an sich selber dachte, führte das neben anderen Faktoren direkt hinein in die große Weltwirtschaftskrise. Die Folgen sind bekannt.
Heute, in einer noch viel mehr miteinander verflochtenen Weltwirtschaft, kommt man mit solchen Egoismen nicht mehr weit. Zumindest nach dem Crash der Lehman-Bank, als die Finanzmärkte der Welt vor einer Kernschmelze standen, taten sich die wichtigsten Wirtschaftsnationen zusammen und versuchten gemeinsam, das Schlimmste zu verhindern. Das hat auch einigermaßen funktioniert. Allein: Vom einstigen Zusammenhalt der Krisenfeuerwehr namens G20 ist nicht mehr viel übrig. Heute kämpft wieder jeder für sich selbst.
Und doch sitzt jeder im Glashaus.
Trotzdem ist man dann eben mal schnell dabei, das Wort vom Währungskrieg in den Mund zu nehmen. Wie jetzt im Fall von Chinas Notenbank, die eine ganze Woche lang den Kurs der einheimischen Währung Renminbi herunterschraubte. Dabei ist das alles - siehe oben - ja gar nicht neu. Und es wiederholt sich in regelmäßigen Abständen: So war es im Herbst des Jahres 2010 der amtierende Finanzminister Brasiliens, der vor einem solchen Krieg der Währungen warnte, freilich unter anderen Vorzeichen. Damals wertete die Währung seines Landes immer weiter gegenüber dem Dollar auf. Die Warnung richtete sich an die US-Notenbank, die alles dafür getan hatte, den Dollar möglichst schwach zu halten, um die - richtig: Exporte von US-Firmen zu fördern.
Zwei Jahre später war es Japan, das massiv den Markt mit Yen flutete, die Währung damit schwächte. Leidtragender in diesem Fall, wegen einer ähnlichen Exportstruktur, Südkorea. Jüngstes Beispiel ist die Europäische Notenbank. Ihr gigantisches Anleihe-Kaufprogramm hat in allererster Linie das Ziel, die Inflation anzuheizen. Das geht am besten über eine schwache Währung - und so dümpelt der Euro mittlerweile weit von seinen einstigen Höchstständen entfernt herum. Ziel erreicht. Das Opfer in diesem Fall: Die Schweiz, die unter ihrem starken Franken schwer leidet.
So ist das mit dem Glashaus. Einen trifft es immer.
Will sagen: Man werfe nicht mit Steinen, wenn man im Glashaus sitzt. So ist das eben, wenn alle mit demselben Rezept versuchen, die Wirtschaft am Laufen zu halten: mit ultralockerer Geldpolitik. Die Märkte massiv mit Geld fluten und die Zinsen nahe Null halten. Wenn aber alle auf Abwertung setzen, verpufft die gewünschte Wirkung nach kurzer Zeit. Dann greift man zu anderen Maßnahmen und schottet seine Märkte ab. So kann aus einem Währungskrieg schnell ein Handelskrieg werden.
Es ist eine Droge. Und sobald man den Süchtigen (in diesem Fall den Volkswirtschaften) auf Entzug setzt (sprich: höhere Zinsen in Aussicht stellt) fangen die Schmerzen an. Nein, es muss anders gehen: Die wichtigen Akteure, also zum Beispiel die G20, müssten sich auf einem gemeinsamen Weg einigen, müssten ihre geldpolitischen Maßnahmen koordinieren. Den derzeitigen Wettlauf kann keiner gewinnen. Er bereitet vielmehr den Boden für eine neue Weltfinanzkrise. Hat die Welt nach Lehman nichts gelernt?
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