Kommentar: Volle (Olympia-)Kraft voraus!
16. März 2015Keine Frage, Berlin hätte es sicher auch gekonnt. Doch Hamburg lag eben ein Stück weit vorn. Einmal bezüglich der Olympiagunst seiner Einwohner. Neun Prozentpunkte, um genau zu sein. 64 Prozent der Hamburger befürworteten laut einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Forsa Olympische Spiele in ihrer Stadt, in Berlin waren es "nur" 55 Prozent. Wie wichtig der Rückhalt in der Bevölkerung für eine Olympiabewerbung ist, zeigen die beiden vergeblichen Anläufe Münchens für die Winterspiele 2018 und 2022. In der japanischen Hauptstadt Tokio, die den Zuschlag für die Sommerspiele 2020 erhielt, lag die Zustimmung der Bevölkerung bei satten 77 Prozent, in Rio de Janeiro, Gastgeber der Spiele 2016, gar bei 85 Prozent. Das IOC sieht also genau hin, ob die Menschen der Bewerberstädte Olympia auch wirklich wollen.
Hamburgs Ruf: Die Stadt der Reichen
Und natürlich spielen die Finanzen eine Rolle. Hamburg ist zwar auch verschuldet, steht aber weniger in der Kreide als Berlin. Die Hauptstadt hat zudem mit dem Pleiteflughafen Berlin-Brandenburg das größere und weltweit für deutlich mehr Aufsehen sorgende Geldgrab als die Hamburger mit ihrer Elbphilharmonie. "Wenn es die Berliner nicht einmal schaffen, ihren Flughafen fertigzustellen, wie sollen sie dann erst ihre Stadt olympiareif machen?", könnten sich die IOC-Entscheider fragen. Hamburg gilt dagegen immer noch als Stadt der Reichen - selbst wenn der Stadtsäckel leer ist. 42.000 Millionäre leben in der Hansestadt, das sind mehr als in jeder anderen deutschen Stadt. Hamburg gilt im Vergleich zu Berlin als solider und berechenbarer und ist damit ganz nach dem Geschmack von IOC-Funktionären, die sich nicht mit Problemen auseinandersetzen, sondern sich einfach nur zurücklehnen und genießen wollen.
Nicht zum Nulltarif
Hamburg soll es nun also richten. Eine gewaltige Aufgabe, die ohne Frage Geld verschlingen wird. Darüber sollte sich jeder im Klaren sein. Großereignisse dieser Dimension sind einfach nicht zum Nulltarif zu haben. Das muss aber nicht zwangsläufig bedeuten, dass Geld verschleudert wird. Das IOC hat sich unter Führung des Deutschen Thomas Bach auf die Fahnen geschrieben, dem Gigantismus einen Riegel vorzuschieben.
Sportruinen und kaum abbaubare Schuldenberge wie nach den Spielen 2004 in Athen soll es nicht mehr geben. Also liebe Hamburger, seid originell statt protzig! Plant auch mit Blick auf die Zeit nach den Spielen! Und solltet ihr wirklich den Zuschlag bekommen, hebt nicht ab, zieht das Projekt professionell, aber auch mit Begeisterung durch und empfangt dann die Welt mit offenen Armen und Herzen!
Das war das Erfolgsrezept der Fußball-WM 2006 in Deutschland. Warum soll es keine Wiederholung geben? Ein olympisches Sommermärchen 2024, ein Fest der Jugend der Welt in Deutschland. Dafür lohnt es sich doch wirklich, "Feuer und Flamme" zu sein, wie es im Motto der Kampagne hieß. Damit die Hamburger ihre Olympia-Hausaufgaben erledigen können, brauchen sie so viel Rückendeckung wie möglich. Also bitte nicht jedes Bedenken zur Staatsaffäre aufblasen!