Verschärfter Konkurrenzkampf
25. Januar 2014Das schlimmste scheint überstanden: Die Wirtschaft der USA erholt sich, und die Eurozone ist nicht, wie noch vor einem Jahr befürchtet, auseinandergebrochen. Insgesamt aber bleibt das Wachstum schwach, die Arbeitslosigkeit hoch, große Schwellenländer wie China, Indien oder Brasilien enttäuschen.
In Davos fragte sich mancher, ob die Zeiten starken Wachstums vielleicht dauerhaft vorbei sind, sich die Welt also auf eine Zeit der Stagnation einstellen muss. Das Thema Wettbewerbsfähigkeit wurde in diesem Jahr besonders betont: Wenn der Kuchen nicht größer wird, muss eben härter um die einzelnen Stücke gekämpft werden.
Pitching in Davos
Fast alle Regierungschefs nutzten ihre Zeit vor der versammelten Elite der Finanz- und Geschäftswelt für ein "Pitching": die Präsentation ihres Landes als lohnenden Ort für Investitionen. Der britische Premier Cameron tat es ebenso wie Brasiliens Präsidentin Rousseff, Israels Premier Netanjahu oder Irans Präsident Rohani.
Selbst US-Außenminister Kerry tat es, als er über einen möglichen Frieden zwischen Israel und Palästina sprach: "Stellen sie sich vor: In einem Jahr könnten palästinensische Unternehmer und Politiker hier ein Pitching vor den größten Investoren der Welt machen."
Nun ist das Weltwirtschaftsforum keine reine Investorenveranstaltung, sondern auch ein Ort des Austauschs und der Debatten. Hier wird über die Finanzmärkte ebenso gesprochen wie über Arbeitslosigkeit, Naturwissenschaften oder Meditation.
Mehr Effizienz auf dem alten Weg
Und doch ist die Konzentration auf Wettbewerb und Investitionen auffällig. Ein positiver Effekt: Das Thema Umweltschutz scheint endgültig in Davos angekommen zu sein. Oft wurde hier betont, es sei schlecht fürs Geschäft, die Umwelt zu vernachlässigen.
Der vorherrschende Diskurs in Davos ist, dass nur gut ist, was der Wirtschaft gut tut. Arbeitsmärkte sollen flexibel sein, der Handel frei. Man will hier vor allem eines: mehr Effizienz auf dem Weg, den die Welt in den letzten Jahrzehnten beschritten hat.
Dagegen zeigt eine aktuelle Studie der Hilfsorganisation Oxfam, dass sieben von zehn Menschen in Ländern leben, in denen die Kluft zwischen Arm und Reich in den vergangenen 30 Jahren gewachsen ist. Und die 85 reichsten Menschen der Welt besitzen so viel wie die ärmere Hälfte der Menschheit zusammengenommen.
Ob das Weltwirtschaftsforum seinem Motto gerecht wird, "den Zustand der Welt zu verbessern", ist also mehr als fraglich. Zumindest dann, wenn man unter Welt nicht nur die Welt der Elite versteht.