Die 60.000 Zuschauer pfiffen und buhten laut, als FIFA-Präsident Gianni Infantino das Groupama Stadium in Lyon für die Siegerehrung betrat. Beide Fanlager, das der USA und auch das der Niederländerinnen, forderten lautstark und minutenlang "Equal Payment" - gleiche Bezahlung. Ein deutliches Statement, das zeigt: Bei der Fußball-Frauen-WM in Frankreich geht es um mehr als nur den Titel.
Dahingehend hätte das Drehbuch für dieses Endspiel nicht besser geschrieben werden können. Denn US-Stürmerin Megan Rapinoe erzielte im WM-Endspiel gegen Holland das entscheidende und erlösende Führungstor per Elfmeter. Es war ihr sechstes Tor bei dieser WM. Damit zog die 34-Jährige mit ihrer Teamkollegin Alex Morgan und der Engländerin Ellen White gleich.
Geht der Twitter-Disput mit Präsident Trump in die Verlängerung?
Da Rapinoe jedoch insgesamt bei dieser WM weniger zum Einsatz kam, als die beiden, bekam sie den Goldenen Schuh als beste Torschützin dieser WM. Zudem wurde sie zur besten Spielerin des Turniers gewählt. Die US-Amerikanerin war der Star dieser WM - auf und auch neben dem Platz.
Mit ihrem Tor im Finale, vor allem mit dem erneuten Titelgewinn ihres Teams, hat Rapinoe ihre politischen Statements nochmal eindrucksvoll untermauert: den Kampf gegen Diskriminierung und Homophobie, für mehr Gleichberechtigung und Wertschätzung des Frauenfußballs. Dank ihres beeindruckenden Auftritts hier in Frankreich wird sie dafür sorgen, dass der Frauenfußball auch über diesen Sonntag hinaus weiter im Gespräch bleiben wird - dem Twitter-Disput mit US-Präsident Trump sei Dank.
Der US-Triumph ist auch einer für den Frauenfußball
Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass FIFA-Präsident Infantino bei der Siegerehrung gleich dreimal Rapinoe die Hand schütteln musste: Zunächst, als sie zur besten Torschützin aufgerufen wurde. Dann, als sie zur besten Spielerin der WM gewählt wurde. Und zum Schluss nochmal, als das gesamte Team ihre Siegermedaillen und den WM-Pokal überreicht bekamen.
Obwohl die Niederländerinnen hier großen Respekt verdienen, weil sie als Außenseiter das Endspiel gegen den Favoriten eine Stunde lang hochspannend gehalten haben: Für die weitere Entwicklung des Frauenfußballs hätte es heute keine besseren Sieger geben können, als die USA und dem Gesicht dieser WM: Megan Rapinoe.