Teflon-Mann Trump und Risiko Republikaner
Noch nie war er so nah an seinem Ziel wie an diesem Abend: Präsidentschaftskandidat der Republikaner zu werden. Was ihm zu Beginn der Wahlkampagne kaum einer zugetraut hatte, zeichnet sich nach dieser fünften Debatte der republikanischen Präsidentschaftskandidaten immer deutlicher ab: Der Mann, der seinem Ruf als Rüpel-Republikaner täglich gerecht wird und mittlerweile ganze Religionsgruppen verunglimpft, könnte der nächste Präsidentschaftskandidat der Republikaner werden.
Donald Trump kam als Favorit unter den republikanischen Präsidentschaftsbewerbern nach Las Vegas. Und er verließ die Bühne gestärkt. Weniger als 50 Tage vor den ersten wichtigen Vorwahlen im US-Bundesstaat Iowa ist das ein entscheidender Erfolg für ihn.
An diesem Abend musste es Trump darum gehen, sich als überlegener Kandidat zu behaupten und den Verlauf der Diskussion zu bestimmen. Das ist ihm besser gelungen als zuvor. Trump mag geholfen haben, dass innere Sicherheit und Terrorbekämpfung der Fokus dieser Runde war. Ein Thema, bei dem ihm - überraschend genug - die Amerikaner laut Umfragen die höchste Kompetenz unter allen Kandidaten der Republikaner beimessen. Und das, obwohl seine verbalen Attacken gegen Latinos und Muslime immer unverschämter geworden sind. Selbst innerhalb der republikanischen Parteiführung ist er zuletzt auf viel Kritik gestoßen.
Bush kann punkten
Die offene Frage an diesem Abend war: Würde es Trumps Verfolgerfeld gelingen, den Kandidaten mit den immer verrückteren Vorschlägen endlich vom Sockel zu holen? Die Antwort auf diese Frage mag für Viele überraschend sein: Ausgerechnet Jeb Bush verpasste Trump ein paar Breitseiten. Trump sei ein Chaos-Kandidat und wäre auch ein Chaos-Präsident, forderte Bush den eitlen Milliardär gleich zu Beginn der Debatte heraus. Wie auch die meisten anderen Kandidaten kritisierte Bush Trumps umstrittenen Vorschlag eines Einreisestopps für Muslime. Anders als Trump vermochte Bush bei den komplizierten sicherheitspolitischen Fragen wie der Terrorbekämpfung, der Lösung des Syrien-Konfliktes oder der Einwanderungspolitik noch am meisten zu überzeugen. Ob das seiner lahmenden Kandidatur in letzter Minute noch zu Schwung verhilft, werden die nächsten Wochen zeigen.
Der Teflon-Mann Trump mag am Ende auch das an sich abperlen lassen, wie auch die deutlich milderen Attacken der anderen Konkurrenten. Im erzkonservativen Senator Ted Cruz aus Texas ist ihm allerdings in den letzten Wochen ein ernsthafter Konkurrent herangewachsen. Trump musste ihm im wichtigen Bundesstaat Iowa laut letzten Umfragen erstmals sogar die Führung überlassen. Ob es angesichts dieser Konstellation zu einem offenen Schlagabtausch mit Cruz kommen würde, war eine der spannenden Fragen im Vorfeld der Debatte. Doch beide gingen auch an diesem Abend einer Konfrontation aus dem Wege, fassten sich mit Samthandschuhen an und zeigten sogar Gesten der Verbrüderung. Beide Männer halten offensichtlich ihr Pulver trocken für die finale Auseinandersetzung. Möglicherweise gibt es zwischen ihnen aber auch so etwas wie ein stilles Einvernehmen, dass sie die Präsidentschaft unter sich aufteilen wollen - der eine als Präsident, der andere als sein Vize.
Selbst ein wandelndes Sicherheitsrisiko
Der junge Senator Marko Rubio aus Florida, der in den vergangenen Debatten seine Anhängerschaft ausweiten konnte, profilierte sich diesmal mit Einzelattacken auf Cruz, doch blieb er hinter der starken Performance früherer Debatten zurück. Wenig Überzeugendes steuerte erwartungsgemäß der außenpoltisch unerfahrene Ben Carson bei.
Als Jeb Bush in einer seiner Attacken Donald Trump vorwarf, er beziehe seine außenpolitischen Weisheiten aus Talkshows, sprach er eine Wahrheit aus, die nicht nur für Trump gilt. Fast alle republikanischen Präsidentschaftskandidaten glänzten an diesem Abend wieder einmal durch Unwissen, Ignoranz und einen simplifizierten Blick auf die Welt. Nicht auszudenken, dass einer von ihnen künftig Verantwortung für die Außen- und Sicherheitspolitik der Weltmacht USA tragen könnte. Dies muss auch Angela Merkel und anderen europäischen Verbündeten beunruhigen. Merkel mag im Stillen auf den Erfolg von Hillary Clinton setzen, wie viele Amerikaner, die besorgt sind über die Extrempositionen der Republikaner. An diesem Abend haben die Kandidaten nicht nur viel über Sicherheitsrisiken diskutiert. Viele von ihnen wären selbst ein wandelndes Sicherheitsrisiko, sollten sie jemals vom amerikanischen Wähler die Chance bekommen, Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika zu werden.