Applaus kommt von allen Seiten, auch aus China und Russland: Das geplante Gipfeltreffen von US-Präsident Donald Trump mit Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un wäre wirklich ein historischer Meilenstein. "Wie ein Wunder" sei die geplante Begegnung, schwärmte der Mann, der all dies erst möglich gemacht hat: Südkoreas Präsident Moon Jae In mit seiner zunächst belächelten Entspannungspolitik, die auf eine wohldosierte Mischung von scharfen Sanktionen und generellem Gesprächsangebot setzt.
Vermutlich wird ein solches Gipfeltreffen der beiden Alpha-Männchen Trump und Kim ein Medien-Spektakel, beide Präsidenten können sich als Gewinner präsentieren: Trump wird seinen harten Kurs bestätigt sehen, mit dem er den "Raketenmann" zur Vernunft gebracht habe. Und Kim Jong Un wiederum wird sich seinem isolierten Volk als Triumphator präsentieren, der den "dementen US-Greis" mit Raketentest und dem Atomprogramm endlich zu direkten Gesprächen auf Augenhöhe genötigt hat.
Kim hat sich clever an den Verhandlungstisch gebombt
Entscheidend wird sein, was bei dem symbolträchtigen Gipfeltreffen letztlich vereinbart wird. Für umfangreiche Sicherheitsgarantien an Nordkorea und die Führungsriege könnte der Stratege Kim auf Raketentests generell verzichten und sogar einer Denuklearisierung der koreanischen Halbinsel zustimmen. Diesen Trumpf wird sich Kim aber teuer bezahlen lassen. Im Gegenzug müssten die USA auf die gemeinsamen Manöver mit den südkoreanischen Streitkräften verzichten und vielleicht sogar ihre Truppenpräsenz reduzieren. Darauf aber würde sich Trump vermutlich einlassen, könnte er sich doch beim Wahlvolk als Beschützer Amerikas vor nordkoreanischen Raketen feiern lassen, der bei einer Truppenreduzierung viel Geld des amerikanischen Steuerzahlers spart.
Es darf bezweifelt werden, ob Nordkorea tatsächlich wie behauptet eine Wasserstoffbombe zünden und mit seinen Raketen amerikanischen Boden treffen kann. Die Drohszenarien aber haben ihre Wirkung nicht verfehlt: Nordkorea wird endlich ernst genommen, es hat sich erfolgreich an den Verhandlungstisch gebombt. Als Lehre aus der jüngsten Vergangenheit wollte das Kim-Regime unter keinen Umständen das gleiche Schicksal wie Saddam Hussein im Irak oder Gaddafi in Libyen erleben. Deshalb setzte "the pretty smart cookie", das ziemlich clevere Kerlchen, wie Trump Kim zum Beginn seine Präsidentschaft nannte, alles auf eine Karte und baute das nordkoreanische Bedrohungspotential maximal aus. Die im Gegenzug noch einmal verschärften Sanktionen treffen das bettelarme Land natürlich hart, aber der Ruf des Regimes könnte ohnehin nicht schlechter sein und an Entbehrungen ist Kims unterdrücktes Volk ohnehin seit Jahrzehnten gewöhnt.
Wann wächst zusammen, was zusammen gehört?
Jenseits der Alpha-Männchen kommt es deshalb darauf an, was sich für die Menschen ändert. Ob sie auf Frieden und Sicherheit hoffen dürfen, ob die vor Jahrzehnten auseinander gerissenen Familien sich wieder sehen können, ob sich die beiden verfeindeten Bruderstaaten schrittweise annähern und vielleicht sogar in absehbarer Zeit wieder vereinen. Das wäre Korea nach all den leidvollen Jahrzehnten so sehr zu wünschen. Aber die Kluft zwischen Nord und Süd ist ungleich größer als damals zwischen West- und Ostdeutschland. Das nordkoreanische Regime hat sein Volk systematisch isoliert und drangsaliert, inklusive Konzentrationslagern.
Insofern können die anstehenden Gipfeltreffen der beiden koreanischen Präsidenten und sicherlich auch der Showdown zwischen Trump und Kim zwar wichtige Meilensteine sein. Ein Zusammenwachsen, eine Aussöhnung wird aber lange dauern und kann nur gelingen, wenn die Schuldigen zur Verantwortung gezogen werden, das wissen wir Deutschen nur zu gut. Bis dahin werden Trump und Kim Geschichte sein.
Sie können unterhalb dieses Artikels einen themenbezogenen Kommentar abgeben. Wir freuen uns auf Ihre Meinungsäußerung!