1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen
Politik

Showdown am Persischen Golf

Bauer Udo Kommentarbild App
Udo Bauer
18. Juni 2019

Niemand will einen neuen Krieg in einer ohnehin spannungsreichen Region - die USA nicht und der Iran nicht. Und doch ist eine militärische Eskalation nach den jüngsten Ereignissen kaum noch zu stoppen, meint Udo Bauer.

https://p.dw.com/p/3KcxO
US Iran - Dieses am 17. Juni 2019 vom US-Verteidigungsministerium zur Verfügung gestellte Foto wurde von einem Hubschrauber der US-Marine aufgenommen und zeigt nach Angaben der Marine angeblich, wie Mitglieder der iranischen Revolutionsgarden eine nicht explodierte Haft-Mine von der Bordwand des Tankers «Kokuka Courageous» entfernen (picture-alliance/dpa)
Iranische Revolutionsgardisten am Rumpf des angegriffenen Tankers? Sagt zumindest die US-MarineBild: picture-alliance/dpa/U.S. Department of Defense

Die renommierten israelischen Zeitungen "Maariv" und "Jerusalem Post" wollen aus UN-Kreisen erfahren haben, dass US-Präsident Donald Trump sich am Freitag mit Außenminister Mike Pompeo, Verteidigungsminister Patrick Shanahan und mehreren Generälen treffen will. Thema: Mögliche "taktische Angriffe" auf iranische Atomanlagen als Reaktion auf die Angriffe auf Tanker im Golf von Oman, dem Eingang zum Persischen Golf, in der vergangenen Woche.

Aus amerikanischer Sicht gibt es keine Zweifel daran, dass der Iran dahinter steckt. Und ehrlich gesagt: Die vom Pentagon vorgelegten Belege lassen wenig andere Schlüsse zu, da kann der Iran noch so laut dementieren.

Standardwaffen der Revolutionsgarden

Die Bauart und Bewaffnung der Schnellboote jedenfalls entspricht genau der, die die iranischen Revolutionsgarden seit Jahren einsetzen. Die Haftminen, die bei den Angriffen auf die beiden Tanker verwendet wurden, sind Standardwaffen der persischen Elitetruppe. Die Belege, die die USA geliefert haben, sind also stichhaltiger als alles, was sie vor dem Irakkrieg vorgelegt haben. Offensichtlich wollte Teheran demonstrieren, dass seine Truppen dazu in der Lage sind, den Zugang zum Persischen Golf und damit den Zugang zu arabischem Öl zu sperren.

Bauer Udo Kommentarbild App
DW-Redakteur Udo Bauer

Letzteres kann und wird Donald Trump nicht zulassen, auch wenn bisher noch keine amerikanischen Tanker von Angriffen betroffen waren. Obwohl der US-Präsident seinen Wählern immer wieder versprochen hat, nicht mehr Weltpolizist spielen zu wollen und sich aus Kriegen im Nahen Osten rauszuhalten, wird er den Iran dennoch in die Schranken weisen. Denn jeder Amerikaner wird wohl zustimmen, dass dem Mullahregime die Grenzen aufgezeigt werden müssen, wenn es die Weltwirtschaft gefährdet durch solche Nadelstiche oder vielleicht bald viel heftigere militärische Aktionen.

Andererseits ist der Frust der iranischen Regierung mehr als verständlich. Sie hat sich überprüfbar an alle Verpflichtungen des Atomdeals gehalten und dennoch haben die USA den Vertrag aufgekündigt. Die von Amerika verhängten Wirtschaftssanktionen sind brutal und die normale Bevölkerung leidet. Das gibt dem Iran aber nicht das Recht, sich im Golf wie Piraten aufzuspielen und sein Atomprogramm wieder hochzufahren. Diese Strategie ist zum Scheitern verurteilt, denn Teheran ist in der Region weitestgehend isoliert und militärisch hoffnungslos unterlegen. Und die USA wollen jetzt 1000 weitere Soldaten schicken.

Begrenzter Militärschlag ist jederzeit möglich

Wir sollten also nicht überrascht sein, wenn wir demnächst morgens mit der Nachrichtenmeldung aufwachen, dass iranische Atomanlagen bombardiert worden sind. Einen großen Krieg werden die Amerikaner wohl nicht vom Zaun brechen, aber auch ein "begrenzter Schlag" würde weitreichende Reaktionen auslösen. Und die können einem schon Angst machen. Wir Europäer sollten aber der Welt und insbesondere dem Iran eines klar machen: Wenn Teheran nicht sofort mit seinen Provokationen aufhört, dann ist eine militärische Reaktion die zwangsläufige Folge. Und dann wird Europa an der Seite der USA, ihrer arabischen Partnerstaaten und Israels stehen.