Rubios Scheitern
Seine Stimme ist belegt, dunkel, rau. Er ist bleich. Wenn das Scheinwerferlicht ungünstig auf ihn fällt, sieht man die Ränder unter den Augen. Das aufgesetzte Lächeln überdeckt kaum die Trauer im Gesicht. Marco Rubio hat alles gegeben. Doch hat es nicht gereicht. Der junge Senator verlor die Vorwahlen in seinem eigenen Heimatstaat. Einmal mehr triumphierte der Milliardär Donald Trump. Für Rubio eine tragische Niederlage. Nicht nur, dass er seine Präsidentschaftsambitionen beerdigen muss. Wahrscheinlich bedeutet dieses Debakel das Ende seiner politischen Karriere – zumindest in den kommenden zwei, drei Jahren.
Woran scheiterte er?
Zunächst an sich selbst. Rubio sah, wie Donald Trump mit Beleidigungen der politischen Gegner lange den Nachrichtenzyklus bestimmte. Da muss sich der 44-jährige Senator gesagt haben: "Das kann ich auch." Und ging mit seinen Angriffen gegen Trump ebenfalls unter die Gürtellinie. Rubio mutierte zum "Anti-Trump". Das konnte nur schief gehen. Dem Wahlvolk war das Pöbel-Original Trump lieber als die Rubio-Kopie.
Es war ein Fehler sich auf das Trump-Niveau herabzulassen. Er vergeudete Zeit um über die Größe von Trumps Händen zu räsonieren, statt auf seine eigenen Stärken zu setzen: Erfahrungen in der Außen- und Verteidigungspolitik, Ideen, wie die Einwanderungspolitik wirklich funktionieren könnte. Rubios Ausfälle gegen Trump wirkten wie Verzweiflungstaten. "So sieht kein zukünftiger Präsident aus", dachten viele Wähler. Sie verweigerten ihm die Gefolgschaft.
Rubio fehlte eine plakative Botschaft, die bei Amerikanern reüssiert. Bei seinen Reden sprach er von der Vision "eine Wirtschaft des 21. Jahrhunderts" aufbauen zu wollen. Was meint er damit, werden sich viele gefragt haben? Zum Vergleich Trumps Ansagen: Eine Mauer bauen zu wollen, um illegale Einwanderer nicht in die USA kommen zu lassen; Zollschranken zu errichten, um den eigenen Markt zu schützen. Das sind anschauliche, verständliche Bilder. Es steht auf einem anderen Blatt, dass Trumps Lösungen keine sind.
Rubio scheiterte am Geld. Die Finanziers der republikanischen Partei gaben ihm viel zu spät die Mittel für den Aufbau einer Wahlkampfmaschinerie. Das Partei-Establishment schwenkte erst um auf Rubio, als Jeb Bush ausschied. Letzterer hatte zwar eine gut gefüllte Kriegskasse. Doch mit seinem sauren Lächeln wirkte er immer so, als ob er sich beim Wähler für seine Kandidatur entschuldigen müsste.
Bush hat Rubio nie verziehen, dass dieser um die gleichen Wähler warb, ebenfalls ins Weiße Haus wollte. Auch in den letzten Tage verweigerte der in Florida einflussreiche Bush-Clan ihrem politischen Ziehsohn Rubio die Unterstützung, obwohl dieser wieder und wieder darum bat. Politik kann gnadenlos sein, besonders in den USA.
Rubios Scheitern wird Folgen haben. Trump ist seinem Ziel der Kandidatur für die Republikanische Partei einen wichtigen Schritt näher gekommen. Das Partei-Establishment ist ratlos, verzweifelt. Gemäßigte Republikaner hoffen nun, dass vielleicht der Gouverneur von Ohio, John Kasich, Trump stoppen kann. Doch Trump beginnt schon sich auf ihn einzuschießen.
Bei den Demokraten verlief das Rennen weniger spannend. Clinton ist und bleibt die Favoritin. Doch der Senator aus Vermont, BernieSanders, wird so schnell nicht aufgeben. Sein Ziel ist nicht die Präsidentschaft. Er will seine Konkurrentin zwingen seine Themen aufzugreifen: eine stärkere Regulierung von Wall Street, mehr Geld für Erziehung und Infrastruktur, ein klares "Nein" zu den Freihandelsverträgen TTP und TTIP. Zumindest teilweise wird sie seine politischen Ziele zu den eigenen machen müssen - sonst wird ihr Sanders und seine engagierte Gefolgschaft die Unterstützung verweigern. Und Trump wäre Präsident. Gott behüte.
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