Er hat geweint. Die Freudentränen Pep Guardiolas nach der Entscheidung im Elfmeterschießen werden als das Bild schlechthin des DFB-Pokalfinals 2016 in Erinnerung bleiben. Nach seinem letzten Spiel auf der Bayern-Bank zeigte der spanische Star-Trainer seine emotionale Seite so deutlich wie niemals zuvor in seinen drei Jahren in München. Die ganze Last fiel von dem Perfektionisten ab, der wohl nie in seinem Ehrgeiz erlahmt. Guardiola, das belegten seine Tränen mehr als deutlich, wollte sich unter keinen Umständen mit einer Niederlage Richtung England verabschieden, auch nicht mit einer im Elfmeterschießen.
Hohe Erwartungen nicht erfüllt
Bis zum dramatischen Shoot-Out geschah so gut wie nichts, an das man sich nachhaltig erinnern dürfte. Das Finale zwischen Meister FC Bayern und Vizemeister Borussia Dortmund hielt nicht, was sich die Fußballfans vom Duell der beiden besten deutschen Mannschaften versprochen hatten. Die erste Halbzeit war schlichtweg langweilig, weil sich beide Teams vor lauter Taktik gegenseitig neutralisierten. Die Partie plätscherte dahin. Erst in der zweiten Hälfte kam sie ein wenig in Fahrt. Doch ein echter Krimi wäre das Finale wohl nur geworden, wenn die Topstürmer beider Teams, Robert Lewandowski und Pierre-Emerick Aubameyang, ihre Treffsicherheit auch im letzten Saisonspiel unter Beweis gestellt hätten.
Keine Hummels-Geschichte à la Matthäus
Eine andere mögliche Geschichte mit Erinnerungswert blieb aus, weil Mats Hummels sein letztes Spiel im BVB-Trikot nicht zu Ende spielen konnte und angeschlagen vom Platz musste. Hätte er beispielsweise den Siegtreffer für Dortmund erzielt oder den entscheidenden Elfer versemmelt, hätte sich das unter Umständen ins kollektive Gedächtnis so eingebrannt wie der vergebene Elfmeter von Lothar Matthäus im Pokalfinale 1984 - in dessen letztem Spiel für Borussia Mönchengladbach, gegen den FC Bayern, zu dem er anschließend wechselte.
Bayern vorangebracht
Dass die Bayern nun zum zweiten Mal in drei Jahren unter Guardiola das Double gewannen, ist aller Ehren wert, wird aber möglicherweise schnell vergessen sein. Schließlich ist es bereits das elfte der Vereinsgeschichte und auch deshalb wenig überraschend, weil die Münchener mit großem Abstand die beste Mannschaft Deutschlands sind, und das nicht erst seit dieser Saison. Dazu hat Guardiola sein Scherflein beigesteuert. Auch wenn sein Werk wegen des fehlenden Champions-League-Erfolgs als unvollendet gelten mag, hat der Spanier die Bayern vorangebracht. Und jetzt auch noch seine Gefühlswelt offenbart. Irgendwie schade, dass er ausgerechnet jetzt geht, wo wir gerade anfangen, ihn nicht nur als Trainer, sondern auch als Mensch zu entdecken.
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