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Kommentar: Halbherzige Bestrafung

Thomas Klein16. Mai 2014

Die UEFA belegt Paris St. Germain und Manchester City wegen Verstößen gegen das "Financial Fairplay" mit hohen Strafen. Die Vereine dürfte das wenig interessieren, meint DW-Sportreporter Thomas Klein.

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Thomas Klein
Bild: Cordula Luckassen

"Irgendwann stoßen wir eben an unsere finanziellen Grenzen", beklagte sich Bayer Leverkusens Sportchef Rudi Völler nach dem Aus seiner Mannschaft gegen Paris St. Germain in der Champions League. Auch Jens Keller, Trainer des FC Schalke, musste nach der Niederlage in der Königsklasse gegen Real Madrid einsehen, dass Geld doch Tore schießt. Bei den Königlichen tut das in vorderster Reihe Cristiano Ronaldo, in Paris sorgt der schwedische Superstar Zlatan Ibrahimović für die entscheidenden Momente.

Da haben Klubs wie Bayer Leverkusen, Borussia Dortmund und Schalke 04 meistens das Nachsehen. Leider, aber das Geld für solche Superstars fehlt eben in so mancher Vereinskasse. Und warum? Weil die Bundesligisten sich an die Financial Fairplay-Richtlinien halten, also solide wirtschaften. Internationale Top-Klubs wie PSG haben zahlungsfreudige Geldgeber aus Katar, Russland oder Abu Dhabi im Rücken - Geld spielt dort keine Rolle. Für die vernünftig und den Regeln entsprechend handelnden Vereine ergibt sich dadurch ein nicht unerheblicher Wettbewerbsnachteil.

Lange Palette an Sanktionen

Das merkte vor drei Jahren auch Michel Platini, Präsident der europäischen Fußball-Union (UEFA). Stolz verkündete er seine Idee zur "Sanierung europäischer Top-Klubs". Die Financial Fairplay-Regelung soll Vereine verpflichten, nicht mehr Geld auszugeben als sie einnehmen. Verwarnungen, Geldstrafen, Ausschluss von internationalen Wettbewerben - die Palette an Sanktionen ist lang und bedrohlich.

UEFA-Präsident Michel Platini. (Foto: dpa)
Setzt sich für finanzielle Gleichberechtigung im Fußball ein: UEFA-Boss Michel PlatiniBild: picture-alliance/dpa

Um ein erstes Zeichen zu setzen, verbannte die UEFA den FC Málaga wegen finanzieller Verstöße in dieser Saison für ein Jahr von allen internationalen Wettbewerben - ein Schock für Fans, Spieler und Verantwortliche des Klubs. Auf internationaler Ebene dürfte der Ausschuss des spanischen Vereins allerdings weniger interessieren. Ein Bauernopfer zur rechten Zeit, denn die Skeptiker an Platinis Idee werden lauter.

Platinis Eigentor

Im Zuge der Bestrafung des FC Málaga hatte die UEFA noch einmal betont, im Falle eines Verstoßes auch bei prestigeträchtigen Vereinen wie Real Madrid, Barcelona, Manchester City oder Paris St. Germain hart durchgreifen zu wollen. Getreu dem Motto: "Wer sich nicht an die Regeln hält, muss zuschauen". Schwer vorzustellen, dass die UEFA tatsächlich alle Vereine ausschließt, die sich nicht an die Financial Fairplay-Regeln halten. Eine Champions League ohne Ibrahimović, Ronaldo und Co.? Platinis Androhung gleicht in diesem Zusammenhang mehr einem Eigentor als einem Führungstreffer im Kampf gegen das finanzielle Ungleichgewicht im Fußball.

Manchester City und PSG bestraft

Nun hat es aber doch die ersten internationalen Top-Klubs getroffen: Paris St. Germain und Machester City müssen eine Rekordstrafe von 60 Millionen Euro zahlen und dürfen in der kommenden Saison nur 21 statt der üblichen 25 Spieler in der Königsklasse einsetzen. Zudem dürfen die Gehälter der Spieler nicht steigen. Platini greift durch. Endlich. Von einem Ausschluss aus der Champions- oder Europa League, wie 2013 noch angedroht, ist allerdings keine Rede mehr. "Es wird schwer sein, aber es wird keine Ausschlüsse aus europäischen Wettbewerben geben", sagt der UEFA-Chef. Aber wo ist da die klare Linie?

Beide Vereine werden großzügig von den Herrscher-Familien aus Katar und Abu Dhabi unterstützt. Manchester bekommt rund 42, Paris sogar 200 Millionen Euro pro Jahr auf das Konto überwiesen - Spielgeld für weitere Megaeinkäufe. Und was interessieren einen Scheich denn schon 60 Millionen Euro Strafe, wenn er Milliarden auf dem Konto hat? Ein paar "Sonderausgaben" mehr oder weniger werden da nicht so sehr ins Gewicht fallen. Zudem dürfte es zu den einfachsten Übungen gewitzter Buchhalter gehören, tatsächliche Gehaltskosten der Spieler "unauffällig" umzuleiten. Eine harte und drastische Bestrafung sieht anders aus. Die Financial Fairplay-Regelung verpufft.

Amateurhafte Umsetzung

Die inkonsequente Umsetzung hat allerdings seine Gründe, denn wer kann sich schon eine Champions-League-Saison ohne Superstars vorstellen? Michel Platini zumindest nicht. Die Durchsetzung der Financial Fairplay-Richtlinien der UEFA wirkt bisher eher amateurhaft - die gewünschte Finanzstabilität ist noch in weiter Ferne. Dies wird auch so bleiben, wenn die UEFA weiterhin auf die kompromisslose Umsetzung ihrer eigenen Regeln bei Top-Klubs verzichtet. Denn ohne entsprechende Maßnahmen dürfte ein ausgeglichener Wettbewerb ein Traum bleiben. Leider.