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Erik Solheims Klimaheuchelei

Kommentarbild Sonya Diehn
Sonya Angelica Diehn
21. November 2018

Der Leiter des UN-Umweltprogramms ist zurückgetreten, weil er eine halbe Million Dollar für Flüge in alle Welt ausgegeben hat. Aber fatal ist nicht nur der gigantische CO2-Ausstoß des UNEP-Chefs, meint Sonya Diehn.

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Erik Solheim UNEP  Direktor
Bild: picture-alliance/dpa/S. di Nolfi

Der Grund für den Rücktritt des Leiters des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP) ist ein kleiner Schock. In nur 22 Monaten gab er fast eine halbe Million Dollar für Jet-Setting auf der ganzen Welt aus. Das war das Letzte, was man von Erik Solheim erwartet hätte, einem Mann, der stets über die Dramatik von Umweltproblemen wie dem Artensterben, dem Plastikmüll in den Weltmeeren sowie dem Klimawandel sprach.

Doch eine UN-interne Untersuchung zwang ihn nun genau deshalb zum Rückzug. Sicher, Führungskräfte müssen reisen, um ihren Job zu erledigen. Aber Solheim hat offenbar alle Regeln und Vorschriften der UN für Dienstreisen missachtet. Und nachdem deswegen einige Länder damit gedroht haben, kein Geld mehr an die UNEP zu zahlen, stand eine Haushaltskrise unmittelbar bevor. Doch in Zeiten schwindenden Vertrauens in öffentliche Einrichtungen ist es wichtig, die Legitimität einer solch bedeutenden Umweltinstitution zu erhalten.

Fliegen - die Klimasünde schlechthin

Falls Sie es noch nicht wissen: Fliegen erzeugt den größten CO2-Fußabdruck pro Person im Vergleich zu allen anderen Arten des Reisens. Obwohl der Flugverkehr nur etwa zwei Prozent der globalen Treibhausgasemissionen ausmacht - oder fünf Prozent der vom Menschen verursachten Erwärmung - ist das Beunruhigendste, dass der Flugverkehr in den kommenden Jahren massiv zunehmen wird.

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Sonya Diehn leitet die Umweltredaktion der DW

Es ist ein Dilemma: Man kann die Menschen nicht vom Fliegen abhalten, aber der Flugverkehr hat eben überdimensionale Auswirkungen auf das Klima. Doch das tiefere Problem ist systemisch, da die aktuellen Preise für Flugreisen nicht die wirklichen Kosten der Klimafolgen widerspiegeln. Mit anderen Worten: Zukünftige Generationen werden den wahren Preis unserer Billigtickets tragen - in Form von immer mehr Hitzewellen, schweren Stürmen, Waldbränden, steigendem Meeresspiegel und gesundheitlichen Auswirkungen, von denen wir noch nicht einmal das Ausmaß ahnen.

Natürlich ist es möglich, den Flugverkehr klimafreundlicher zu gestalten, und ein CO2-Aufschlag würde sicherlich zu einer Anpassung des Marktes führen. Aber wie auch viele andere klimapolitischen Vorschläge werden diese nicht so schnell umgesetzt, wie es nötig wäre, um den schnellen Wandel herbeizuführen, den die Welt braucht, um eine Klimakatastrophe abzuwenden.

Also nehmen einige Leute die Dinge selbst in die Hand. Der trendende Hashtag #IStayOnTheGround steht für eine Bewegung aus Schweden: Aktivisten haben beschlossen, persönlich auf Flugreisen zu verzichten, um das Klima zu schützen. Diese Bewegung wächst und gibt ein Beispiel.

Erik Solheim wurde zu Recht für seine übertriebenen Flugreisen kritisiert - schließlich arbeitete er für eine Umweltorganisation, die den Kampf gegen den Klimawandel zu ihren wichtigsten Anliegen zählt. Aber es geht nicht nur um die Klimaheuchlerei.

Gefährliche Delegitimierung

Solch unverantwortliches Handeln droht ein wichtiges supranationales Organ zu delegitimieren, das entscheidende Arbeit geleistet hat, um Umweltprobleme anzugehen. Solheim wurde auch dafür kritisiert, dass er trotz Umweltbedenken ein massives chinesisches Infrastrukturprojekt gefördert und ein Autorennen des Volvo-Konzerns gesponsert hat, ohne die zuständigen Gremien einzubinden. Zu seiner Verteidigung erklärte Solheim der norwegischen Presse, dass der Untersuchungsbericht fehlerhaft sei und er so viel reisen müsse, um die Arbeit des UNEP sichtbar zu machen. Außerdem sei er vor allem in die Kritik geraten, weil er innerhalb der UN zu den Reformern zähle.

Doch da macht er es sich zu einfach: Solheims Handeln zeichnet das Bild eines korrupten Politikers, der eine herausgehobene Position zu seinem eigenen Vorteil genutzt hat. Die immer gleiche, traurige, alte Geschichte, die das Vertrauen in öffentliche Einrichtungen untergräbt und Grundlage ist für die Angriffe von Nationalisten auf multilaterale Institutionen. Ich erwarte mehr vom Chef einer solchen Organisation. Denn Führungskräfte sind Vorbilder. Sie müssen selbst die Veränderung leben, die sie in der Welt sehen wollen, und andere inspirieren, dasselbe zu tun.