Ergebnisse müssen her!
Im Nachhinein war es gar keine so große Überraschung, dass Gianni Infantino die Wahl gewonnen und damit die 18 Jahre lange Amtszeit von FIFA-Präsident Joseph Blatter beendet hat. Etwas ironisch, dass vor Beginn des Wahlvorgangs noch extra auf den Grund dieses außerordentlichen Kongresses hingewiesen wurde: geschuldet der kontroversen Wiederwahl Blatters im Mai letzten Jahres, nur wenige Tage gefolgt von seiner Erklärung, dass er zurücktreten werde und der nur wenige Monate darauffolgenden achtjährigen Sperre, die mittlerweile auf sechs reduziert wurde. So, die Erläuterung, werde Infantino einfach die Amtszeit beenden, die Blatter letzten Mai begonnen habe.
Vor der Wahl war der gebürtige Schweizer als einer der zwei Top-Kandidaten gesehen worden - der jedoch gegen Scheich Salman bin Ibrahim al Chalifa vermutlich verlieren würde. Nichtsdestotrotz blieb der heitere, glatzköpfige Infantino zuversichtlich bis zum Wahltag, nimmermüde die Anzahl der Länder aufzulisten, die er auf seiner "Reise" zum ranghöchsten Funktionärsjob im Weltfußball besucht hatte - oft in mehreren Sprachen. Auch vergaß er nie auf seine langjährige Erfahrung hinzuweisen, die er in seiner Zeit als Generalsekretär der UEFA gesammelt habe.
Scheich Salman: Umstrittene Rolle
Aber was lief falsch bei der Wahlkampagne von Scheich Salman? Waren einige der 207 Wahl-Delegierten vergrault von seiner umstrittenen Rolle bei der Niederschlagung des Arabischen Frühlings 2011 in seinem Heimatland Bahrain? Er bestritt diese Vorwürfe stets. Aber offensichtlich konnte er die Bedenken einiger Delegierten nicht beseitigen. Zumindest ließ dies der Deutsche Wolfgang Niersbach nach einem Treffen mit den europäischen Delegierten in der letzten Wahlkampfphase am Donnerstag durchblicken. Deutschlands Stimme hat Scheich Salman dadurch nicht verloren, da sich der Deutsche Fußball-Bund im Vorhinein bereits auf Infantino festgelegt hatte. Andere möglicherweise aber schon - jetzt, wo die FIFA eine neue Ära der Transparenz und Integrität einläuten möchte.
Jetzt ist es an Gianni Infantino, die edlen Reformen umzusetzen. Diese sind dringend nötig, um die größte Krise in der FIFA-Geschichte zu beenden. Einige Kritiker monierten bereits, dass die Reformen nicht weit genug gehen. Aber, war tatsächlich mehr zu erwarten von diesem Kongress als ein kleiner Schritt nach vorne?
Nur der Anfang
Immerhin, so ziemlich jeder, der im Zürcher Hallenstadion am Freitag vor das Mikrofon trat, betonte, dass der Beschluss der Reformen nur der Anfang der Aufräumarbeiten bei der FIFA sein könne. Die schnelle Umsetzung aber sei das Wesentliche. Wie die anderen drei Präsidentschaftskandidaten auch, versprach Infantino genau das. Jetzt, wo er den Job hat, auf den er so lange hingearbeitet hat, muss der neue FIFA-Präsident auch Ergebnisse liefern.
Sie können unterhalb dieses Artikels einen Kommentar abgeben. Wir freuen uns auf Ihre Meinungsäußerung!