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Egomanische Mutterschaft

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Tobias Oelmaier
19. April 2015

Dass sich alte Frauen aus reiner Selbstsucht künstlich befruchten lassen, wie im jüngsten Fall eine 65-jährige Berlinerin, muss künftig unbedingt verhindert werden, meint Tobias Oelmaier.

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Deutschland Berlin Späte Schwangerschaft: Berlinerin Annegret Raunigk
Die damals 55-jährige Annegret Raunigk im November 2005 mit ihrem 13. KindBild: picture-alliance/dpa/P. Lux

In der Reproduktionsmedizin gibt es ganz klare, juristische Regelungen: Kann eine Frau auf natürlichem Wege keine Kinder bekommen, ist die Samenspende erlaubt. Eizellspenden sind dagegen per Gesetz verboten. In Deutschland und in verschiedenen anderen Ländern. Man mag darüber streiten, welcher Logik diese Regeln folgen. Oder ob das freie Recht auf Familienplanung daduch unzulässig beschnitten wird. Das Thema ist deshalb auch schon vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte gelandet.

Oma will Mutter werden

Nichts zu streiten gibt es dagegen im aktuellen Fall: dem der 65-jährigen Frau aus Berlin, die jetzt mit Vierlingen schwanger ist. Künstlich befruchtet in der Ukraine. Fremder Samen, fremde Eizellen, Hormonbehandlung der Gebärmutter. Mit unüberschaubaren Risiken für die werdende Mutter und die Kinder.

Die Frau hat, das ging inzwischen durch alle Medien, bereits 13 Kinder. Das bisher letzte davon bekam sie mit 55. In allen Einzelheiten ausgebreitet damals in einer Fernsehshow. Und jetzt ist sie wieder schwanger. Offenbar mit Hilfe einer dilettantisch durchgeführten künstlichen Befruchtung. Darauf deutet der Umstand hin, dass mindestens vier Eizellen eingesetzt wurden. Für Experten ein Worst-case-Szenario.

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DW-Redakteur Tobias Oelmaier

Was treibt diese Frau an? Liebe zu Kindern, ein tiefer Kinderwunsch? Wohl kaum. Einen Partner, mit dem sie sich ein spätes Familienglück wünscht, gibt es auch nicht.

Medien dürfen solchen Menschen kein Podium bieten

Alles reine Selbstsucht, Egomanie, Besessenheit, vielleicht auch der Wunsch, wieder im Scheinwerferlicht der Medien zu stehen - angeheizt durch die Erfahrungen beim letzten Mal. Jetzt darf sie sich wieder präsentieren. Begleitet von so genannten "investigativen" Reportern eines großen Privatsenders. Das ist verantwortungslos, liebe Kollegen! Die Würde des Menschen ist unantastbar!

Denn schlimmer als diese Frau kann man mit dem Schicksal seiner Nachkommen nicht spielen. Ihr Leben riskieren, dazu schwerste Behinderungen. Streng genommen handelt es sich schon jetzt um Kindesmisshandlung, um Missachtung der Fürsorgepflicht. Sollte es Schäden geben, was wir alle nicht hoffen, sogar um fahrlässige Körperverletzung.

Bislang können in Deutschland nur die behandelnden Ärzte, die solche Schwangerschaften mit fremden Eizellen ermöglichen, juristisch belangt werden. Die Mütter gehen straffrei aus. Diese kennen deswegen den Weg, den sie gehen müssen: Einfach ins Ausland reisen, dort die Behandlung durchführen lassen und schwanger werden. So wie jetzt Annegret Raunigk. Und man mag sich gar nicht ausmalen, wozu ihre Zurschaustellung in den Medien führen könnte. Zu einer Rekordjagd: Wer ist die älteste Gebärende?

Jetzt ist der Gesetzgeber gefordert: Er muss verhindern, dass so etwas noch mal passiert - zum Wohl der noch ungeborenen Kinder!

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