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Kommentar: Die unbegründete Angst vor grüner Gentechnik

Judith Hartl12. Februar 2014

Der Genmais 1507 wird in der EU zugelassen. Das ist so gut wie sicher. Zum Verdruss vieler Deutscher, für die Gentechnik Teufelszeug ist. Falsch, meint Judith Hartl. Diese Technologie habe vor allem großes Potential.

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Deutsche Welle Judith Hartl
Bild: DW

88 Prozent der Deutschen sind gegen den Anbau von Genmais, hat eine Umfrage der Umweltschutzorganisation Greenpeace ergeben. Das ist eine ganze Menge. Und sicherlich nicht damit erklärbar, dass jeder dieser 88 Prozent das biologische und ökologische Wissen hat, um tatsächlich eine objektive und fundierte Entscheidung zu treffen. Eine so dramatische Ablehnung ist nur damit zu erklären, dass schon alleine der Begriff "gentechnisch verändert" hierzulande stark negativ belastet ist: Für drei von vier Personen ist Gentechnik schädlich, gefährlich, unheimlich. Und viele Politiker schüren diese Ängste und behaupten, dass grüne Gentechnik ein unkalkulierbares Risiko für Mensch und Natur sei, ohne aber genauer zu erläutern, was diese unkalkulierbaren Risiken denn sind.

Interessant ist, dass ausgerechnet die Grünen und die konservative CSU hier einer Meinung sind. Bei der Ökopartei ist die Argumentation klar: Sie lehnt Gentechnik prinzipiell ab. Zu groß ist die Angst, dass gentechnisch veränderte Pflanzen ökologisch bewirtschaftete Felder überrollen. Das wäre für Ökolandwirte eine wirtschaftliche Katastrophe. Denn gentechnisch verändert ist laut Definition eben nicht öko. Einverstanden. Aber was reitet die CSU, dermaßen vehement gegen gentechnisch veränderten Mais zu wettern und sich gegen die Meinung von Kanzlerin Angela Merkel zu stellen, die sich für den Genmais ausspricht?

Pro und Contra Genmais

Ist es tatsächlich eine ernstgemeinte Warnung vor einer gefährlichen Technologie, die uns schadet und die Natur belastet? Nein, sicherlich nicht. Vielmehr unterstützt und schützt die CSU eine sehr konservative Landwirtschaft. Eine Landwirtschaft, die unter anderem nicht geizt mit dem massenweisen Einsatz von giftigen und umweltschädigenden Pestiziden. Zum Beispiel Glyphosphat. Dieses umstrittene, aber weltweit am häufigsten eingesetzte, Unkrautvernichtungsmittel tötet jegliches Grün ab, ist in Lebensmitteln wie Brot oder Mehl nachweisbar und schädigt möglicherweise schon in geringen Mengen menschliche Zellen. Das hat eine Studie französischer Wissenschaftler gezeigt. Andere Pestizide verseuchen den Boden oder das Wasser, töten Bienen und andere nützliche Insekten oder schwächen Vögel und Amphibien.

Zukunftstechnologie mit großem Potential

Tonnenweise Gift auf den Äckern wird seltsamerweise nicht infrage gestellt, dafür eine Zukunftstechnologie, die erhebliche Vorteile hat. So enthält der Mais 1507, um den es in der aktuellen Debatte geht, zwei fremde Gene des Bakteriums Bacillus thuringensis. (Nur nebenbei: Dieses Bakterium ist ein beliebtes Mittel bei der biologischen Schädlingsbekämpfung.) Eines der beiden Gene macht die Pflanze widerstandsfähig gegen ihren schlimmsten Feind, den Maiszünsler. Sie entwickelt einen Wirkstoff, der ausschließlich die gefräßigen Larven dieses Schädlings abtötet, andere Insekten aber verschont. Der Einsatz von Insektiziden wird dadurch stark reduziert, die Umwelt geschont. Genauso können Wissenschaftler Nutzpflanzen wie Weizen, Reis oder Soja gentechnisch so verändern, dass sie Dürre, Kälte oder Pilzbefall trotzen und sogar Vitamine produzieren.

Natürlich ist es wichtig, alle Risiken so gut wie möglich auszuschließen. Wissenschaftliche Studien und unabhängige Prüfverfahren müssen eindeutig und in jedem Einzelfall belegen, dass von gentechnisch veränderten Pflanzen, die angebaut und verarbeitet werden sollen, keine Gefahren für Mensch und Natur ausgehen. Monopole auf Genpflanzen, die Landwirte in eine fatale Abhängigkeit drängen, darf es auch nicht geben.

Dafür sollten sich Politiker einsetzen. Dagegen ist es unverantwortlich, negative Emotionen und unbegründete Ängste zu schüren und dadurch dieser Zukunftstechnologie keine Chance zu geben. Denn sie birgt enormes Potential: Sie könnte zur Nahrungssicherheit einer ständig wachsenden Weltbevölkerung beitragen, sie ermöglicht eine erfolgreiche Landwirtschaft in unwirtlichen Gegenden und erfordert wahrscheinlich weniger Umweltgifte.