Borussia Dortmund wurde niedergekämpft, überrannt und am Ende auch ausgespielt. Das Dortmunder Team mochte das auf dem Papier übermächtige Team gewesen sein, das spielte aber im bebenden Hexenkessel der Alten Försterei mit seinen ohrenbetäubend lauten Fans jedoch keine Rolle. Wenn man ein wenig an der teuren Lackierung kratzt, stockt der alte Motor wieder, wenn es für dieses Team hart auf hart kommt.
Zuvor hatte Titelrivale Bayern einen 6:1-Kantersieg über Mainz abgeliefert und damit eine klare Botschaft gesendet: "Komm schon, Dortmund, lass uns sehen, was in dir steckt." Die Antwort fiel kleinlaut aus, die Spieler von Lucien Favre wirkten so rückgratlos, wie es die Fans nur allzu gut aus den vergangenen Saisons kennen.
Dortmund bricht in 2. Halbzeit zusammen
Man kann Spiele verlieren. Ja, man kann sogar gegen Mannschaften verlieren, die auf Bundesliganiveau so unerfahren sind wie Union Berlin - das zum ersten Mal in der Geschichte des Vereins in der deutschen Eliteliga vertreten ist -, aber man muss bis zur letzten Sekunde kämpfen, wenn man jemanden von seinen Meisterschafts-Ambitionen überzeugen will. Das hat Borussia Dortmund mitnichten gemacht.
Nichts gegen Union! Es gibt eine besondere Art von Magie rund um den Klub, und Dortmund wird nicht die einzige Mannschaft sein, die aus Ost-Berlin wegkommt und diese Saison ihre Wunden leckt. Doch die Dortmunder brachen in der zweiten Halbzeit zusammen, als die Atmosphäre im Stadion und die Entschlossenheit ihrer unermüdlichen, aber in ihren Möglichkeiten begrenzten Gegner sie erschreckten.
Die Verteidigung als Schlüssel
Bayern-Rückkehrer Mats Hummels, der im Sommer zurückgeholt wurde, um Sicherheit und Gelassenheit in die oft ungeordnete Verteidigung zu bringen, zeigte keine der genannten Fähigkeiten. Er verteilte in der ersten Halbzeit ein halbes Dutzend geniale Pässe, aber als der Sturm überstanden war, fand Union viel zu viel Platz in den Lücken zwischen dem deutschen Weltmeister und dem zentral verteidigenden Teamkollegen Manuel Akanji. Sir Alex Ferguson sagte einmal, dass es die Verteidigung ist, die einem den Titel einbringt. Nach dieser Theorie verliert man sie aber auch durch die Verteidigung.
Angriff ist in der Regel die Rettung dieser Dortmunder Mannschaft, aber man hat erneut gesehen, dass Dortmunds Plan B nie wirklich ein guter Plan war. Nach dem Motto: "Gib Marco Reus den Ball und hoffe, dass er ein Kaninchen aus dem Hut zieht." Selbst die größten Magier haben freie Tage, und dieses Mal gab es keine Heldentaten des Kapitäns.
Positiv zu erwähnen war die Torvorlage von Jadon Sancho, der seine beeindruckende Statistik weiter ausbauen konnte und Julian Brandt machte ein ordentliches Startelfdebüt. Darüber hinaus ist der einzige Trost für Dortmund jedoch, dass sie in dieser Saison nicht wieder hierher zurückkommen müssen. Über 90 Minuten lang kann das Gebrüll von den Tribünen der Alten Försterei einem den Wind aus den Segeln nehmen. Und auch wenn die Saison gerade erst begonnen hat, kann es Titelhoffnungen in Zweifel verwandeln.