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Deutsche Bank - Ende einer Ikone

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Henrik Böhme
8. April 2018

Schon wieder ein neuer Mann auf dem Chefsessel der Deutschen Bank. Und die Hoffnung, dass nun alles besser werde. Die Aufgabe für den Neuen: Er muss die Bank vor dem Untergang bewahren, meint Henrik Böhme.

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Deutschland Deutsche Bank in der Krise
Bild: Reuters/K. Paffenbach

Es ist keine drei Jahre her. Auch da war es ein Sonntag, der erste Sonntag im Juni. Deutschland richtete gerade den G7-Gipfel im bayerischen Elmau aus, das Interesse der Medien war auf dieses Mega-Ereignis gerichtet. Da ließen sie in Frankfurt die Bombe platzen und schassten den Chef der Deutschen Bank. Anshu Jain, smarter Brite indischer Herkunft, musste gehen. Ein anderer Brite kam, John Cryan. Vom Typ her das ganze Gegenteil, eher der verbissene Arbeiter, weswegen sie ihn in den Doppeltürmen hinter seinem Rücken auch "Mr. Grumpy" (Herr Griesgram) nannten. Cryan, geholt von Paul Achleitner, dem Chef des Aufsichtsrates. Die Herren kannten sich, man respektierte sich.

Cryan machte sich an die Arbeit, hielt sich im Hintergrund, es kursierte monatelang kein einziges aktuelles Bild vom ihm. Der Brite kehrte die Bilanz mit eisernem Besen aus, nahm einen Rekordverlust von knapp sieben Milliarden Euro in Kauf. Die Strategie wurde neu justiert, der Vorstand fast komplett ausgetauscht. Er räumte wirklich dicke Brocken aus dem Weg, allen voran die teuren Rechtsstreitigkeiten in den USA. Es sei nur kurz an den heißen Herbst 2016 erinnert: Im Raum stand eine 14-Milliarden-Dollar-Strafe, das hätte die Bank in den Ruin getrieben. In Berlin wurde schon über Staatshilfen diskutiert. Es ist der Verdienst von John Cryan, dass die schlimmsten Horrorszenarien nicht Wirklichkeit wurden.

Mann ohne Fortune

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Henrik Böhme, DW-Wirtschaftsredaktion

Immer wieder bat er um Geduld; man brauche Zeit, die vielen Sünden der Vergangenheit aufzuarbeiten. Blöd nur: Viele andere Banken hatten auch gesündigt, mussten ebenfalls Milliardenstrafen zahlen. Und während die anderen, allen voran die US-Großbanken wieder fleißig Geld verdienten, rutschte die Deutsche Bank in den internationalen Rankings immer weiter ab. Die Weltspitze, die man einst im Auge hatte, sie ist ein für allemal aus dem Blickfeld der Frankfurter entschwunden.

Wann genau es zum Bruch zwischen Cryan und Aufsichtsratschef Achleitner kam, lässt sich aus der Ferne nicht exakt sagen. Vermutlich aber kurz vor den Weihnachtstagen 2017, als klar wurde, dass Cryan zum dritten Mal in Folge keinen Jahresgewinn für die Bank einfahren konnte. Die Steuerreform von Donald Trump war zwar der Grund dafür, dass aus einem eigentlich vorhandenen Plus ein Minus wurde. Doch das interessierte freilich niemanden. Offenbar war Achleitner insgesamt unzufrieden mit Cryans Performance. Nur ein Beispiel: Der wegen des Brexits notwendige Umzug von 4000 Investmentbankern aus London (größtenteils nach Frankfurt) kommt nicht voran. Kein Wunder, besteht doch das Projektteam zu 90 Prozent aus Briten. Verantwortlich: John Cryan. 

Zurück zu den Wurzeln?

Nun also rückt wieder ein Deutscher an die Spitze der Deutschen Bank, einer, der vor 30 Jahren als Lehrling in einer Filiale des Geldhauses in Bielefeld angefangen hat. Christian Sewing ist nicht zu beneiden um seinen Job. Schon, weil einige Großaktionäre vorab der Meinung waren, Sewing sei noch gar nicht reif für den Chefsessel. Das ist nicht gerade das, was man Vertrauensvorschuss nennt. Klar ist allerdings auch: Mit der Personalentscheidung vollzieht Aufsichtsratschef Achleitner eine Kehrtwende, die für die strategische Ausrichtung der Bank nicht ohne Folgen bleiben dürfte. Also doch weniger Investmentbanking und mehr Brot- und Butter-Geschäft auf dem Heimatmarkt? Mehr "Deutsche" Bank?

Genau hier lauern die Fallstricke für den Neuen. Wieder die zeit- und kraftraubende Suche nach einer neuen Strategie. In einer Zeit, in der die Konkurrenz immer weiter enteilt. Auch das mit dem Heimatmarkt ist keinesfalls eine einfache Sache. In Deutschland gibt es mehr als 1600 Banken. Viele davon sind mit dem Geschäftsmodell der Finanzierung von Geschäften des Mittelstandes längst gut unterwegs, da wartet niemand auf die Leute von der Deutschen Bank. Und auch deutsche Großkonzerne suchen sich längst andere Banken, wenn es um Fusionen oder Firmenübernahmen geht.

Die Deutsche Bank, einst Ikone und Finanzier der deutschen Wirtschaft, hat sich selbst längst auf Normalmaß geschrumpft. Der Aktienkurs ist ein Witz, das Image ramponiert. Die Bank ist ein Übernahmekandidat, den sich keiner antun will. Der nächste, der seinen Hut nehmen muss, ist Paul Achleitner. Eine Deutsche Bank in diesem Zustand braucht kein Mensch. Achleitner hatte genug Zeit, dass zu ändern. Geschafft hat er: nichts.   

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Henrik Böhme Wirtschaftsredakteur mit Blick auf Welthandel, Auto- und Finanzbranche@Henrik58