Bessere Pflanzenschutzmittel gesucht
29. April 2018Dass die EU-Kommission drei wahrscheinlich bienenschädigende Insektizide aus der Klasse der Neonikotinoide ins Gewächshaus verbannt, ist für die Umwelt auf den ersten Blick eine gute Nachricht. Bienen und viele andere Insekten - für den Menschen nützliche wie schädliche - sind so erst einmal besser geschützt.
Aber dass die Insektizide nicht mehr eingesetzt werden dürfen, bedeutet nicht unbedingt, dass es den Bienen langfristig auch wirklich besser gehen wird.
Ohne industrielle Landwirtschaft geht es nicht
Der Verdacht liegt nämlich nahe, dass die Landwirte in Zukunft auf andere Pestizide zurückgreifen werden. Wahrscheinlich setzen sie diese dann in höheren Konzentrationen ein. Und ob diese Mittel dann wirklich sicherer und besser für Nützlinge sind, als die jetzt verbotenen, ist fraglich.
Klar ist: Ohne Pflanzenschutz kommt die moderne Landwirtschaft nicht aus. Schädlinge passen sich sehr schnell an und können riesige Ernten in Rekordzeit vernichten. Und es gibt noch eine - für viele Freunde des Öko-Landbaus unbequeme - Wahrheit: Nur die industrielle Landwirtschaft kann die wachsende Weltbevölkerung auf Dauer ernähren. Ohne leistungsfähige Lebensmittelproduktion wird es Hungersnöte geben.
Es gibt Lösungsansätze für dieses Dilemma, aber sie erfordern stärkere gemeinsame Anstrengungen von Forschung, Industrie und Landwirtschaft: sehr selektive Pestizide nur für ganz bestimmte Schädlinge. Am besten sind solche Mittel, die bereits im Larvenstadium wirken und so verhindern, dass die Schädlinge sich überhaupt entwickeln können. Gleichzeitig dürfen die Stoffe nicht auf Nützlinge wirken.
Landwirte müssen mitziehen
Das ist natürlich viel komplizierter als ein Breitband-Insektizid, mit dem man sich vor vielen Schädlingen gleichzeitig schützen kann. Denn jeder Schädlingsbefall muss einzeln erkannt und eine Bekämpfungsstrategie entwickelt werden. Das setzt ein hohes Fachwissen bei Landwirten voraus. Es kostet Zeit, Geld und am Ende wird es trotzdem immer wieder zu Ernteausfällen kommen.
Viel wichtiger für den Erhalt der Artenvielfalt wäre dabei etwas ganz anderes: Wir müssen der Natur wieder mehr Raum geben! Und zwar dort, wo wir es uns ohne große Verluste leisten können.
Nicht immer jede Blüte gleich abmähen
Die Gesetzgeber sollten entlang von Straßen und Feldwegen Ackerstreifen verpflichtend vorschreiben, die auch nicht abgemäht werden dürfen. So können sich wieder Hecken, Büsche, Bäume und Wildblumen entfalten. In der Masse macht das für den Ertrag eines industriell beackerten Feldes nicht so viel aus, wäre aber ein riesiger Gewinn für die Natur.
Und auch in den Städten und Ortschaften können wir viel mehr für die Insekten, aber auch für Vögel tun: Warum geben wir nicht öfters mal einer Blumenwiese eine Chance, wo jetzt ein kurz geschorener Rasen ist? Warum muss jeder Löwenzahn ausgerupft werden? Warum legen Landschaftsarchitekten riesige tote Schotterflächen an, von denen jedes vermeintliche Unkraut sofort weggekratzt oder mit dem Flammenwerfer abgebrannt wird? Warum wird alles zugepflastert und nicht bepflanzt?
Ein wenig mehr "Unordnung" in unserer Landschaft würde gar nichts schaden. Und dann hätten Biene, Florfliege, Schmetterling und Co. auch wieder gute Entfaltungsmöglichkeiten - und viele andere Tiere mit ihnen.
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