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Kommentar: Das Knie des Anstoßes

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Tobias Oelmaier
17. September 2017

Nach der schweren Verletzung des Stuttgarters Christian Gentner fordert DW-Redakteur Tobias Oelmaier eine strengere Regelauslegung. Das Knie des Torwarts muss unten bleiben!

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Fußball Bundesliga VfB Stuttgart - VfL Wolfsburg Christian Gentner
Bild: picture-alliance/H. Rudel

Es war die 84. Minute des Bundesliga-Spiels zwischen dem VfB Stuttgart und dem VfL Wolfsburg, in der der Fußball plötzlich zur Nebensache geriet. Zuschauer, Mitspieler, Betreuer bangten um das Leben von Christian Gentner. Der lag, heftig blutend mit schief stehender Nase ohnmächtig auf dem Rasen des Stuttgarter Stadions. Mannschaftsarzt Raymond Best musste Gentner die Zunge aus dem Rachen ziehen, sonst wäre er wohl erstickt.

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DW-Redakteur Tobias Oelmaier: "Strafen für hohes Knie"

Sekunden zuvor war Christian Gentner in den Wolfsburger Strafraum gestürmt, die Augen auf den heranfliegenden Ball gerichtet. Wolfsburgs Torhüter Koen Casteels hatte er nicht gesehen, der die Flanke dank seiner Größe und seiner Sprungkraft sicher vor Gentners Nase wegfaustete. Mit dem Knie traf Casteels dabei voll das Gesicht des Gegenspielers. Stunden später wurde das genaue Ausmaß der Verletzungen klar: schwere Gehirnerschütterung, Brüche des unteren und seitlichen Augenhöhlenbodens, des Nasenbeins und des Oberkiefers. Gentner wird voraussichtlich monatelang fehlen, es bleibt nur zu hoffen, dass er keine bleibenden Schäden davonträgt.

Wie der Ellbogen beim Kopfball

Casteels sah für diese Aktion nicht einmal eine Gelbe Karte vom Schiedsrichter. "Regeltechnisch ein Grenzfall", sagte Guido Winkmann. Der Wolfsburger Torwart bedauerte die Verletzung, rechtfertigte sich aber relativ lapidar: "Wenn das Foul ist, muss man die ganze Jugendausbildung umstellen." Schon Kindern würde beigebracht, "dass du das linke Knie mitnimmst, wenn du mit rechts hochgehst, 99 Prozent der Torhüter machen das so". Und tatsächlich - die wenigsten seiner Kollegen würden ihm widersprechen. Torhüter verschaffen sich mit dem hohen Knie Respekt und damit Raum. Nach dem Motto: "Komm mir bloß nicht zu nahe!" Dass damit billigend in Kauf genommen wird, einen Kontrahenten schwer zu verletzten, scheint egal. Auch Videoschiedsrichter Deniz Aytekin intervenierte nicht gegen die milde Regelauslegung des Unparteiischen auf dem Spielfeld.

Fußball Bundesliga VfB Stuttgart - VfL Wolfsburg Christian Gentner
Bange Minuten in StuttgartBild: picture-alliance/dpa/M. Murat

Es ist noch nicht lange her, da änderte sich die Regelauslegung im Fußball in einer vergleichbaren Angelegenheit ganz entscheidend. Mit ähnlichen Argumenten wie die Torhüter verschafften sich Feldspieler beim Kopfball Respekt und Raum, indem sie ihre Ellbogen ausfuhren. Ab und zu traf man da schon mal das Gesicht des Gegners. Inzwischen gibt es dafür Freistoß und Gelb, bei einem Vorsatz manchmal sogar einen Platzverweis. Genau so muss nun mit den Torhütern verfahren werden. Wer leichtfertig mit der Gesundheit seiner Sportkollegen umgeht, muss bestraft werden. In diesem Fall mit einer Gelben Karte und einem Strafstoß. Das Knie hat unten zu bleiben! Oder muss es erst soweit kommen, dass ein Spieler nicht mehr aufsteht?

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