Mit der Neubesetzung der Chef-Posten an der Spitze der staatlichen Ölgesellschaft NNPC widmet sich Muhammadu Buhari nun einer der wichtigsten Baustellen Nigerias. Der Kampf gegen die Korruption galt von Anfang an als eines der zentralen Anliegen Buharis. Hauptquelle der massiven Korruption im Land sind die immensen Öleinnahmen. Buhari hat nun mit dem früheren Exxon-Mobil-Manager Emmanuel Kachikwu einen Mann an die Spitze der staatlichen Ölgesellschaft geholt, der nicht schon bisher Teil der Clique war, die Selbstbedienung zu ihrem obersten Ziel erkoren hatte. Dies ist ein ebenso wichtiges Signal wie die Ankündigung, den Staatskonzern zu zerschlagen und so die Aufsicht über die Öl-Industrie von den staatlichen Beteiligungen am Ölgeschäft zu trennen.
Chefsache Erdöl
Außerdem verlautet aus Buharis Umfeld, dass er das Ölministerium unter seiner direkten Aufsicht belassen wolle. Der wichtigste Bereich der Wirtschaft soll also Chef-Sache bleiben - auch das stimmt optimistisch. Der versprochene Umbau des nigerianischen Staates nimmt Fahrt auf - endlich!
In den vergangenen Wochen war in nigerianischen Medien und Internetforen nämlich ein deutliches Murren zu spüren: "Was ist denn nun mit dem Neuanfang, den Buhari vor der Wahl versprochen hat?", fragten viele. Ja, er ist schnell im Ausland aktiv geworden, hat am G7-Gipfel in Deutschland teilgenommen und mit Tschad und Niger die wichtigsten Verbündeten im Kampf gegen die Terroristen von Boko Haram besucht. Gleichzeitig aber intensivierte die Terrorgruppe ihre Selbstmordattentate und griff auch wieder vermehrt abgelegene Dörfer an. Auf anderen Politikfeldern bewegte sich noch weniger, denn nach wie vor hat Buhari keine Minister ernannt. Alle wichtigen Vorgänge müssen deshalb über seinen Schreibtisch laufen.
Als er dann im Juli auch noch verkünden ließ, dass er sich mit der Kabinettsliste bis September Zeit lassen wolle, machte das böse Wort vom "Baba Go-slow" die Runde - frei übersetzt: der Präsident im Schneckentempo!
"Change" statt "Go-slow"
Buharis jüngste Entscheidungen deuten nun darauf hin, dass er es ernst meint mit seiner Erklärung, dass ein grundlegender Wandel auch ein durchdachtes Konzept braucht. Das zeigt auch sein Umgang mit dem Militär, dessen gesamte Spitze der einstige Putschist vor die Tür setzte. Das war zwar erwartet worden, denn die obersten Generäle hatten sich im Kampf gegen Boko Haram nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Doch die Neubesetzung der Chefposten zeigt, dass Buhari die neuen Kräfte mit Bedacht und System ausgewählt hat. Sie kennen zum einen den Nordosten des Landes gut, also die Kernzone des Terrors. Zum anderen stehen die Namen der Neuen dafür, dass sie die Sicherheit der Nation vor ihre eigenen Interessen stellen. Galten doch die Vorgänger als mitverantwortlich dafür, dass der Löwenanteil der Milliarden aus dem Militärbudget nicht an der Front ankam.
Anti-Terror-Kampf hat Priorität
Der neue Präsident hat außerdem deutlich gemacht, dass außenpolitisch für ihn der Kampf gegen den Terror höchste Priorität hat. Die Besuche in den Nachbarländern Niger, Tschad und insbesondere Kamerun dienten dazu, Misstrauen aus dem Weg zu räumen. Die seit langem beschlossene internationale Eingreiftruppe gegen Boko Haram hat nun endlich einen Befehlshaber. Damit besteht die Hoffnung, dass sie bald einsatzfähig sein wird und auch grenzübergreifende Operationen ohne Kompetenzgerangel durchführen kann. Mit seinem Besuch bei Barack Obama in Washington hat Buhari darüber hinaus Vertrauen geschaffen beim wichtigsten internationalen Verbündeten.
Aber der Weg hin zu einem neuen, besseren Nigeria bleibt steinig. Denn die Saboteure des Wandels lauern bereits auf ihre Chance. Schon ist Buharis eigene Partei, die eigentlich das Parlament dominiert, heillos zerstritten. Die Terroristen von Boko Haram sind längst nicht endgültig besiegt. Die Profiteure der Korruption sind immer noch mächtig. Wenn der neue Präsident allerdings weiter Entscheidungen mit Bedacht trifft und dann so entschieden und überzeugend durchsetzt wie in den vergangenen Tagen, dann kann er Erfolg haben. Darauf hoffen nicht nur die Nigerianer - Buhari gilt auch in anderen Ländern Afrikas als Hoffnungsträger.
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