Belgien trägt Mitschuld
Wir wissen ja seit Monaten, dass die Terroristen in Molenbeek wohnen, sowie in Anderlecht oder Schaerbeek, alles Stadtteile von Brüssel. Und die Bombenbauer und Selbstmordattentäter konnten sich auch in anderen belgischen Städten verstecken. Wir wissen ebenfalls, dass die Brüsseler Polizei sechs Behörden untersteht, die nicht gerne miteinander reden. Dass es bei den Anti-Terror Ermittlern nur 750 Stellen gibt, von denen 150 unbesetzt sind. Das organisatorische Chaos, dass durch die Teilung des Landes in Flamen und Wallonen entsteht, ist auch hinreichend beschrieben.
Terror ist nicht völlig zu verhindern
Tatsächlich hätte durch bessere Überwachung, effektivere Polizeiermittlung und mehr Zusammenarbeit in Europa der eine oder andere dieser Massenmörder wohl früher verhaftet werden können. Aber alle Mitglieder eines so verzweigten Netzwerkes zu finden, ließe sich nur durch einen totalen Überwachungsstaat garantieren. Ein Blick in die Türkei oder nach Russland zeigt, dass das ganze Argument zu kurz greift: Auch in autokratischen Staaten mit großen Sicherheitsapparaten gibt es Terroranschläge, nicht nur in offenen westlichen Gesellschaften.
Wenn der israelische Geheimdienstminister den Belgiern jetzt vorwirft, sie würden zu gern Schokolade essen und das Leben genießen, statt sich auf ihre Sicherheit zu konzentrieren, kann man nur höhnisch lachen. Sein bis an die Zähne bewaffnetes Land zeigt schließlich, dass man individuelle Gewalttaten kaum verhindern kann. Genauso läuft die polnische Premierministerin intellektuell Amok, wenn sie jetzt folgert, ihr Land könne wegen der Anschläge nun keine Flüchtlinge aus Syrien aufnehmen. Die Attentäter von Brüssel sind überwiegend belgische Staatsbürger, eingewandert sind deren Väter, bereits vor Jahrzehnten. Die Terroristen wohnen unter uns, schon seit Jahren.
Keine Toleranz mehr für Gewalt im Mantel des Islam
Die Antwort liegt auch nicht in den Klagen über Jugendarbeitslosigkeit und soziale Entfremdung. Es ist nicht Armut, die die Täter zum Bau von Nagelbomben trieb – es ist die hasserfüllte Botschaft einer anti-westlichen, gewaltbereiten Form des Islam. Diese konnte sich seit Jahrzehnten ungehindert in Belgien ausbreiten, angefangen mit dem Salafismus saudi-arabischer Prägung, der in vielen belgischen Moscheen gepredigt wird.
Im vorwiegend katholisch geprägten Belgien galt lange die Devise, die Muslime im Land nach ihrer Fasson selig werden zu lassen. Das führte dazu, dass die Hassprediger hier besonders ungestört ihre vergiftete Botschaft verbreiten können. Eine Parallelgesellschaft entstand, in der Hass gegen die freie westliche Gesellschaft zur einigenden Botschaft wurde und man die Reihen gegen den Staat geschlossen hält. Hier finden sich die Sympathisanten des Terrors, die den Tätern halfen, sich vor aller Augen zu verstecken.
Kampf den Hasspredigern
In Belgien und überall dort, wo es eine große muslimische Bevölkerungsgruppe gibt, muss die falsche Toleranz jetzt enden: Die Scheu davor, sich mit gewissen Aspekten des Islam aktiv auseinanderzusetzen und die Ausübung der Religion zu überwachen. Das hat bisher aus politischer Vorsicht niemand gewagt, aber hier muss man ansetzen. Solche Maßnahmen reichen von der Kontrolle der Moscheen, über Strategien gegen die Radikalisierung in den Gefängnissen bis zur unmittelbaren Strafverfolgung jedes einzelnen IS-Rückkehrers aus Syrien.
All dies sind politisch umstrittene und schwierige Aufgaben. Aber es ist die einzige Möglichkeit, diesem Terror etwas entgegenzusetzen. "Gott braucht keine Mörder", heißt es treffend im Kommentar einer großen deutschen Zeitung. Das ist die Botschaft, die friedliebende Muslime selbst in ihren Reihen verbreiten und die Regierung in Belgien sich zum Programm machen sollte.