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Baschar al-Assad dürfte sich ins Fäustchen lachen

DW Kommentarbild - WDR Björn Blaschke
Björn Blaschke
13. September 2016

Die USA wollen, wenn die Waffenruhe in Syrien hält, gemeinsam mit Russland Terroristen bombardieren. Dann könnte die US-Regierung zum Erfüllungsgehilfen des syrischen Machthabers Assad werden, meint Björn Blaschke.

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Syrien Krieg - Eid al-Adha Fest - Kinder in Ruinen
Nach fünf Jahren Krieg in Syrien bestimmen vielerorts Trümmer das BildBild: Getty Images/AFP/M. Abazeed

Ganz sicher wird es Rückschläge geben; Querschüsse, die die Waffenruhe in Frage stellen. Denn: Das russisch-amerikanische Übereinkommen ist so kompliziert, dass es eigentlich scheitern muss. Nur ein Beispiel: Wenn es - das sagte wörtlich der amerikanische Außenminister John Kerry - wenn es "eine echte Verringerung von Gewalt" gibt, dann wollen die USA und Russland nach sieben Tagen eine gemeinsame Einsatzzentrale einrichten, Terroristen "identifizieren" und koordiniert gegen sie vorgehen.

Wenn die Moderaten keine Hilfe erhalten

Beim IS ist das einfach, den sieht fast jeder als Terrorgruppe. Aber die Jabhat Fattah al-Sham? Über sie gehen die Meinungen weit auseinander. Nur noch einmal zur Erinnerung: Die Jabhat Fattah al-Sham, die frühere Al Nusra-Front, war zu Beginn des Krieges in Syrien ein kleiner Haufen von Islamisten, die Al Kaida nahestanden. Damals hatten unter anderem die USA immer wieder erklärt, sie würden die moderate sogenannte "Freie Syrische Armee", kurz FSA, in ihrem Kampf gegen das Regime von Bashar al-Assad unterstützen. Was sie allerdings nicht einmal halbherzig taten. Deshalb sind viele FSA-Kämpfer im Laufe der Jahre zur Al Nusra-Front gegangen, die aus irgendwelchen dunklen Kanälen echte Unterstützung erhielt. Auf diese Weise wuchs die Al Nusra, die heutige Jabhat Fattah al-Sham.

Heute ist sie die führende Kraft im Kampf um Aleppo - gegen die Regimetreuen. Und ihr zur Seite stehen andere Rebellen-Milizen; mehr als ein Dutzend. Manche gelten als moderat. Und die wollen die USA binnen sieben Tagen davon überzeugen, dass sie sich von der Ex-Al Nusra distanzieren, damit amerikanische und russische Kampfjets die "Terroristen" in Ruhe bombardieren können? Das dürfte schwer werden. Schwerer dürfte es nur noch sein, die breite Bevölkerung davon zu überzeugen. Die Führung der Ex-Al Nusra mag der Ideologie von Al Kaida immer noch nahestehen; ihre durchschnittlichen Kämpfer hingegen sind eher durchschnittliche Syrer, die in der durchschnittlichen Bevölkerung verankert sind.

DW Kommentatorenbild - WDR Björn Blaschke
Björn Blaschke ist Korrespondent im ARD-Studio KairoBild: WDR/Herby Sachs

Sind alle Assad-Gegner Terroristen?

Man muss sich das noch einmal klar machen: Erst unterstützen die USA sogenannte moderate Milizionäre nicht und treiben sie damit in die Arme von islamistischen Terroristen. Dann erklären die USA alle Al Nusra-Kämpfer per se zu Terroristen und wollen sie jetzt - koordiniert mit Russland - bombardieren. Präsident Baschar al-Assad dürfte sich ins Fäustchen lachen: Seit fünf Jahren bekriegt er große Teile der eigenen Bevölkerung, sagt aber immer, dass er ja nur "Terroristen" bekämpfe. Wenn nun die Waffenruhe tatsächlich halten sollte, wenn, ja wenn, dann könnten die USA zu Erfüllungsgehilfen Assads werden!

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