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Auf gute Nachbarschaft, Griechenland!

21. Juli 2015

Die Nachbarländer Griechenlands empfinden die Haltung Athens ihnen gegenüber oft als arrogant und ignorant. Dabei sollte Griechenland auf die Solidarität und Unterstützung der Nachbarn setzen, meint Alexander Andreev.

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Bild: picture-alliance/dpa/N.Emmerson

In den vergangenen Wochen sind gestressten Syriza-Politikern mehrfach politisch ungeschickte Äußerungen in Zusammenhang mit Griechenlands Nachbarn rausgerutscht. Mal war von der Gefahr einer "Bulgarisierung Griechenlands" die Rede, mal wollte man nicht glauben, dass Rumänien und Bulgarien in der EU bleiben, während Griechenland eventuell rausfliegt. Und dann malten einige das Rentenniveau auf dem Balkan als Schreckgespenst für die Griechen an die Wand.

Solche Vergleiche hören die Nachbarn ungern. Man empfindet sie als böse Mischung aus Ignoranz und Arroganz. Die überforderten Syriza-Politiker haben es vielleicht nicht so gemeint, sie sprachen aber das aus, was in Griechenland oft gedacht wird: Dass die armen Balkannachbarn in Europa weniger Respekt, Aufmerksamkeit und Wohlstand als Griechenland verdienen. Dass ausgerechnet eine linke Regierung in Athen, wenn auch ungewollt, solche nationalistisch geprägten Vorurteile unterstützt, ist ein Skandal für sich.

Die Nachbarn sind solidarisch

Natürlich, bestimmt gibt es viele Griechen und Syriza-Politiker, die diese Ressentiments nicht teilen. Genauso sind bei Weitem nicht alle Menschen in den Nachbarländern beleidigt oder böse auf die Griechen. Im Gegenteil. Man solidarisiert sich mehrheitlich mit den Nachbarn, wobei diese Solidarität wiederum einen unangenehmen antieuropäischen Beigeschmack trägt. Besonders in den Online-Foren lautet der Tenor sehr oft: Schuld seien die EU-Bürokratie und die Banken, die Griechen könnten nichts dafür, die Leidenden seien immer die Kleinen. Der Balkan war in der Geschichte nur zu oft Opfer machtpolitischer Kämpfe der "Großen", und das geschichtliche Gedächtnis überträgt diese Leiderfahrungen mechanisch auf den heutigen Tag. Diese gefährliche Übertragung kann leider das Image der EU gerade in den Ländern beschädigen, die für die Stabilität auf dem Balkan sehr wichtig sind.

Andreev Alexander (Foto: DW)
Andreev Alexander, Leiter der bulgarischen Redaktion der DW

Auch Schadenfreude ist dabei

Nicht weniger gefährlich aber ist eine andere Einstellung gegenüber Griechenland, die in der Region ebenfalls verbreitet ist. Es ist eine Mischung aus Empörung und Schadenfreude. Empörung, weil viele bulgarische oder rumänische Rentner es überhaupt nicht einsehen, dass die griechischen Pensionäre bei vergleichbaren Verbraucherpreisen ihre viel höheren Renten als heilig betrachten. Und weil man jahrelang unter viel rigoroseren Sparauflagen leiden musste, als die von den Gläubigern für Griechenland vorgesehenen, während heutzutage Sofia und Bukarest sogar für die EU-Überbrückungskredite für Athen gerade stehen müssen. Die Schadenfreude entspringt aus dieser gefühlten Ungleichbehandlung, aber auch aus der historischen Erfahrung. Da sind "die Byzantiner" immer diejenigen gewesen, die angeblich mit List und Schläue ihre Nachbarn über den Tisch gezogen hätten. Auch dieses Klischee wird oft zur Erklärung der heutigen Krise bemüht.

Gute Nachbarn braucht man immer, besonders in der Krise

Es gibt aber auch pragmatische Ansätze, die von der Türkei bis nach Kroatien und Rumänien ähnlich klingen. So macht man sich beispielsweise Sorgen um die Geschäftsbeziehungen, um die gemeinsamen Energieprojekte und um das grenzüberschreitende Bankwesen, in dem die griechischen Banken eine wichtige Rolle spielen. Oder man überlegt, wie sich die Krise auf die Tourismusbranche und auf die Möglichkeiten zur Saisonarbeit in Griechenland auswirken wird. Diese Ansätze sind zu begrüßen. Denn sie sind der richtige Weg, die Ressentiments und die geschichtlichen Vorureile zu überwinden. Und für Griechenland sind zur Zeit wohlmeinende und hilfsbereite Nachbarn wichtiger denn je zuvor. Daran sollte man in Athen öfter denken.

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