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Politik

Ein Mann der Worte, (noch) nicht der Taten

Beck Johannes Kommentarbild App
Johannes Beck
6. Oktober 2016

Der neue UN-Generalsekretär muss die Vereinten Nationen dringend reformieren. Doch seine Zeit als portugiesischer Premierminister lässt zweifeln, ob António Guterres dafür der richtige Kandidat ist, meint Johannes Beck.

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USA Antonio Guterres in New York
Bild: Getty Images/AFP/K. Betancur

Souverän, präzise und eloquent - im April dieses Jahres hinterließ António Guterres bei seinem Bewerbungsinterview vor den Vereinten Nationen in New York einen exzellenten Eindruck. Neben seiner Muttersprache Portugiesisch präsentierte der künftige Generalsekretär der Vereinten Nationen seine Ideen in drei weiteren Sprachen - Englisch, Spanisch und Französisch.

Guterres ist ein Mann der Worte, es macht Spaß ihm zuzuhören. Seine Idee, Prävention zukünftig als oberste Priorität in den Mittelpunkt aller Aktionen der UN zu stellen, ist überzeugend. Probleme vermeiden, statt Probleme zu lösen. Wer möchte dem nicht zustimmen?

Es braucht eine gut aufgestellte UNO

Als Hoher Flüchtlingskommissar der Vereinten Nationen hat Guterres selbst erleben müssen, was fehlende Prävention auslösen kann. In seiner Amtszeit sind weltweit mehr Menschen als jemals zuvor seit dem Zweiten Weltkrieg auf der Flucht gewesen. Auch in der Flüchtlingskrise hat der 67-Jährige immer wieder die richtigen Worte gefunden und ist nicht davor zurück geschreckt, die Europäische Union zu kritisieren.

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Johannes Beck leitet die Redaktion Portugiesisch für Afrika

Doch angesichts der bereits existierenden Krisen in der Welt - egal ob Syrien, Süd-Sudan oder Somalia - werden Worte allein nicht genügen. Für Prävention ist es in diesen Fällen leider zu spät. Hier sind Taten nötig. Und dafür braucht es eine gut aufgestellte UN. Szenen wie im Juli, als UN-Blauhelme im Süd-Sudan sich unfähig zeigten, Zivilisten, die bei ihnen Schutz suchten, vor mordenden und vergewaltigenden Milizionären zu schützen, dürfen sich nicht wiederholen.

Guterres möchte, dass die UN-Blauhelme in Zukunft nach den höchsten ethischen Standards arbeiten. Das ist dringend nötig, denn viel zu oft haben die Friedenssoldaten der UNO in der Vergangenheit aufgrund sexueller Ausbeutung Minderjähriger von sich reden gemacht. Die Reaktion der Vereinten Nationen auf die Skandale war meist wegducken und vertuschen.

Fehlende Fehlerkultur bei den Vereinten Nationen

Das hat mit der nicht vorhandenen Fehlerkultur innerhalb der Vereinten Nationen zu tun. Fehlschläge werden bei den Vereinten Nationen verdrängen: Ihre internationalen Konferenzen sind entweder sehr erfolgreich oder doch mindestens erfolgreich - selbst wenn das Scheitern noch so offensichtlich ist. Guterres Vorgänger Ban Ki-moon machte da keine Ausnahme und versuchte sogar, ein historisches Desaster wie die Klimakonferenz von 2009 in Kopenhagen positiv zu bewerten.

An der Reform des schwerfälligen, extrem komplexen und ineffizienten Apparates der Vereinten Nationen sind bereits alle Vorgänger von Guterres gescheitert. Doch nur mit einer radikalen Reform der in Dutzende, teilweise wirkungslose Unterorganisationen ausgespalteten Bürokratie werden die UN in der Lage sein, auf die immer größer werdenden Herausforderungen der Welt angemessen zu reagieren.

Guterres ist längst Teil des Systems

Da ist Skepsis angebracht, ob Guterres der richtige Mann für diese Aufgabe ist. Zum einen ist er nach zehn Jahren als Hoher Flüchtlingskommissar der Vereinten Nationen Teil des Systems. Eine starke Führungspersönlichkeit von außen, ohne die üblichen Beißhemmungen der UN-Diplomaten, wäre die bessere Lösung gewesen, um die dringend nötigen Reformen voranzutreiben.

Zum anderen muss man an die Euphorie 1995 in Portugal erinnern, als Guterres zum ersten Mal Premierminister wurde. "No jobs for the boys", kündigt er damals an. Er wollte nicht mehr, wie bis dahin in Portugal üblich, tausende Stellen in der öffentlichen Verwaltung nach Parteibuch besetzen. Statt politischer Farbe sollte nun Kompetenz entscheiden. Doch bald wurde klar, dass den Worten keine Taten folgten. Am Ende seiner Zeit als Premierminister 2002 hatte er Tausende Stellen im portugiesischen Staatsapparat mit "boys" seiner Sozialistischen Partei PS besetzt.

Den Vereinten Nationen ist zu wünschen, dass er als Generalsekretär seinen Worten nun auch Taten folgen lässt.

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