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Kommentar: Alles andere als Routine

Jefferson Chase26. April 2015

Man mag den 25. Meistertitel des FC Bayern für eine Pflichtübung des Rekordmeisters halten. Doch DW-Sportreporter Jefferson Chase meint, der FC Bayern habe lediglich eine schwere Aufgabe leicht aussehen lassen.

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Die Spieler des FC Bayern München klatschen zu den Fans (Foto: Andreas Gebert/dpa)
Bild: picture-alliance/dpa/A. Gebert

Der 25. Meistertitel für Bayern München hat sich bereits seit so langer Zeit angedeutet, dass man leicht aus den Augen verliert, welch großartige Leistung die diesjährige Meisterschaft für die Bayern darstellt. Zwar darf man vom reichsten und bestgeführten deutschen Fußballclub den Meistertitel erwarten, doch noch nicht einmal der eingebildetste Bayern-Anhänger würde davon ausgehen, dass sein Team drei Meisterschaften in Folge einfährt. Dieses Kunststück haben die Bayern in dieser Saison gerade zum vierten Mal in ihrer Geschichte geschafft. Zum letzten Mal war das zwischen 1999 und 2001 der Fall, außerdem zwischen 1985 und 1987 und in den Jahren 1972, 1973 und 1974.

Die Dominanz der Bayern mag zwar im Laufe der vergangenen drei Jahrzehnte gewachsen sein, doch auch die Anforderungen an einen Spitzenclub, der in drei Wettbewerben bis zum Schluss um Titel kämpft, sind viel höher geworden. Der FC Bayern schafft es aber seit Jahren immer wieder, in Meisterschaft, DFB-Pokal und Champions League bis in die entscheidende Phase hinein mitzumischen. Angesichts dessen verdient der 25. Meistertitel allerhöchsten Respekt.

In der Vergangenheit nahmen sich die Bayern nach Welt- und Europameisterschaften oft eine schöpferische Pause und schnitten in der anschließenden Bundesliga-Saison schlecht ab. Kein Wunder, schließlich bildeten die Bayern-Spieler meistens die größte Gruppe innerhalb der deutschen Nationalelf. Viele andere waren zudem für ausländische Teams bei EM oder WM im Einsatz. Bayern-Coach Pep Guardiola hat es exzellent verstanden, seine Spieler durch die aktuelle Saison zu führen. Umso mehr, wenn man bedenkt, wie groß das Verletzungspech im Bayern-Kader war und immer noch ist.

Jefferson Chase (Foto: DW)
Jefferson Chase

Bayerns Pechsträhne

Der "Bayern-Dusel" ist unter den deutschen Fußballfans, deren Herz nicht am FC Bayern hängt, schon sprichwörtlich. In dieser Saison allerdings hat der "Dusel" eine Pause eingelegt und war nur selten oder gar nicht zu Besuch an der Säbener Straße. Kaum ein Spieltag verging ohne die schwere Verletzung eines weiteren Bayern-Profis. Arjen Robben, Franck Ribery, Javi Martinez, David Alaba, Philipp Lahm, Holger Badstuber, Medhi Benatia, Bastian Schweinsteiger, Thiago und Tom Starke - allein mit einem Team aus den Verletzten des FC Bayern könnte man locker die Bundesliga gewinnen.

In den vergangenen Wochen hatte Guardiola nur drei Auswechselspieler auf der Bank sitzen. In der Startelf tauchten Namen auf wie Mitchell Weiser, Sebastian Rode und Gianluca Gaudino auf. Trotzdem wurde in München nie gejammert. Die Bayern bündelten ihre Kräfte und brachten den Titel dennoch vier Spieltage vor Saisonende nach Hause.

Verändertes Bayern-Image

Die Münchener sind auch im DFB-Pokal die Favoriten. Und auch wenn die Buchmacher sie nicht als Top-Anwärter auf den Champions-League-Titel sehen, so muss man ihnen spätesten seit dem überzeugenden Viertelfinal-Rückspiel gegen den FC Porto ebenfalls eine reelle Chance auf den Titel in der Königsklasse einräumen.

Jerome Boateng und Pep Guardiola (Foto: Lars Baron/Bongarts/Getty Images)
Guardiola hatte großen Anteil am Titelgewinn des FC BayernBild: Getty Images/Bongarts/L. Baron

Die aktuelle Saison hat viele Bundesliga-Fans meiner Meinung nach in eine Zwickmühle gebracht. Viele "Bayern-Hasser" müssen sich überlegen, ob die Bayern nicht doch das kleinere Übel sind. Diese Spielzeit hat gezeigt, dass Borussia Dortmund als Bayern-Konkurrent nicht mehr taugt. Die Mannschaft, die den Bayern ihren Platz an der Sonne in den Jahren von 2010 bis 2012 streitig gemacht hat, wird in diesem Sommer wohl auseinanderfallen. Künftige Bayern-Konkurrenten sind eher die Werksmannschaften wie der VfL Wolfsburg.

Über kurz oder lang müssen sich die Traditionalisten unter den Fußballanhängern wohl entscheiden: Wollen sie eine spannende Bundesliga - auch wenn sie dann den "Wölfen", der Werkself von Bayer Leverkusen oder sogar Hoffenheim und RB Leipzig die Daumen drücken müssen? Dortmund und Schalke sind im Umbruch, Borussia Mönchengladbach noch ein Stück davon entfernt, europäische Spitze zu sein. Ganz raus sind der Hamburger SV oder der VfB Stuttgart, für die es seit Jahren gegen den Abstieg geht. Vielleicht ist doch der FC Bayern München die einzige Möglichkeit, die ihnen bleibt.

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