Kombinierte Corona-Mutation in Großbritannien entdeckt
3. Februar 2021Ein Übel kommt selten allein: In Großbritannien sind erste Fälle der britischen Virus-Variante entdeckt worden, die zusätzlich auch noch eine Genveränderung der südafrikanischen Viruslinie in sich tragen.
Das ist besorgniserregend, weil sich so zwei negative Eigenschaften kombinieren könnten - schon die britische Variante B.1.1.7 macht das Virus deutlich ansteckender. Anders als die britische Mutante trägt die noch ansteckendere südafrikanische Corona-Variante 501Y.V2 auch noch die Mutation E484K in sich - die gleiche Mutation, die auch in zwei brasilianischen Varianten zu finden ist.
Mögliche Gefahr auch für Geimpfte und Genesene
Die Mutationen sollen gerade bei jungen Menschen unter 20 Jahren besonders ansteckend sein. Außerdem sorgt die Mutation E484K dafür, dass sich die neutralisierenden Antikörper, die man etwa durch eine Impfung oder durch eine überstandene Corona-Infektion in sich hat, nicht mehr so stabil an das Virus binden.
Dadurch reduziert sich womöglich nicht nur die Wirksamkeit der bereits vorhandenen Impfstoffe, auch bereits Genesene könnten sich möglicherweise erneut mit dem Virus infizieren. Aus Brasilien wurden bereits solche vereinzelten Mehrfachinfektionen mit E484K-Mutationen gemeldet.
Sequenzierung gibt genaueren Überblick
Da die britischen Gesundheitsbehörden die entnommenen Proben viel intensiver sequenzieren als etwa die deutschen, gibt es aus dem Vereinigten Königreich viel genauere Angaben, welche Virusvarianten derzeit unterwegs sind.
NachAngaben der New and Emerging Respiratory Virus Threats Advisory Group (Nervtag) wurden bei 200.000 untersuchten Virussequenzen bereits elf dieser Mutation-Kombinationen festgestellt. Dass es noch mehr solcher Fälle gibt, gilt als höchst wahrscheinlich.
"Besorgniserregende Entwicklung"
Als "NOT GOOD" bezeichnete der US-amerikanische Epidemiologe Eric Feigl-Ding von der Federation of American Scientists diese Entwicklung. "The virus is such a beast".
Als "besorgniserregende Entwicklung" bezeichnete auch der Virologe Julian Tang von der Universität von Leicester die aufgetretenen Fälle. Eine weitere Ausbreitung könnte einen "Schmelztiegel" für verschiedene neue Varianten ermöglichen, sagte Tang der BBC. Es sei jetzt umso wichtiger, dass die Menschen die Lockdown-Regeln befolgen und dass die Corona-Fälle eingedämmt werden. Ansonsten könnte sich das Virus nicht nur weiter ausbreiten, sondern auch noch weiterentwickeln.
Sollten sich diese Mutations-Kombinationen durchsetzen, würde dies die Eindämmung der Pandemie deutlich erschweren. Wenn sich noch mehr Menschen in kürzerer Zeit anstecken, könnte dies die ohnehin überlasteten Gesundheitssysteme kollabieren lassen.
Wirksamkeit der Impfstoffe auf dem Prüfstand
Unter Hochdruck wird jetzt geprüft, wie die bereits zugelassenen Impfstoffe mit den Mutationen und den Mutations-Kombinationen zurecht kommen. Laut Biontech/Pfizer sei deren Impfstoff auch gegen die Mutante aus Großbritannien und Südafrika in hohem Maße wirksam. Der Impfstoff des Mitbewerbers Moderna wirkt nach einen Angaben zwar bei der britischen Variante, bei der südafrikanischen sei er aber sechsmal weniger effektiv, so Epidemiologe Feigl-Ding in seinem Tweet.
Parallel zur Prüfung auf Wirksamkeit entwickeln die Impfstoffproduzenten in aller Welt bereits entsprechende Updates ihrer Vakzine, die an die neuen Virusvarianten angepasst werden. Aber Entwicklung, Testung, Zulassung, Produktion und Verimpfung dauern bekanntlich.