Kolumbien: Graffiti-Kunst im Armenviertel
Das Ciudad Bolivar ist einer der ärmsten Stadtteile Bogotás. Durch Investitionen in lokale Unternehmen und in die Infrastruktur soll es zu einem Anziehungspunkt für Touristen werden.
Schwebende Touristenattraktion
Sonntags bietet sich den Bewohnern von Ciudad Bolivar in Kolumbiens Hauptstadt Bogotá ein ungewohnter Anblick: Touristen fahren mit der Seilbahn, die werktags Tausende von Arbeitern zu ihren Jobs befördert. Eine 15-minütige Fahrt mit dem TransMiCable bringt die Besucher von einem Ende des Viertels zum anderen.
Graffiti-Hauptstadt Bogotá
Aus der Seilbahn sieht man die vielen farbenfrohen und klapprigen Häuser, die sich stapelsteinartig an den Berghang klammern. Überall sind kleine Wandgemälde an den Fassaden. Bogotá hat nach New York die meisten Graffiti der Welt.
Atemberaubender Ausblick über die Stadt
Die Touristen steigen am Aussichtspunkt "El Paraíso" (Das Paradies) aus, der einen unvergleichlichen Blick über die Hauptstadt von ihrem südlichsten Rand aus bietet. Anschließend können sie die "Calle del Color" (Straße der Farben) besuchen, in der eine Reihe von Wandmalereien die Geschichte des Viertels und seiner Bewohner erzählt und die reiche Pflanzen- und Tierwelt Kolumbiens würdigt.
Wandmalereien erzählen Geschichten
"Wir wollten das Stigma, das Ciudad Bolivar anhaftet, mit Hilfe der Kunst beseitigen", erklärte Luisa Sabogal, eine Bewohnerin des Viertels und Mitinitiatorin des Projekts "Bogotá Colors". Sabogal und ihr Kollege May Rojas starteten ihr Projekt im Jahr 2016 und riefen internationale Straßenkünstler dazu auf, die Wände des Viertels und die Fassaden der Häuser zu bemalen.
Graffiti-Workshops und Kunstgespräche
Ein erster Anfang ist immerhin gemacht: Das Gebiet zieht nun rund 400 Touristen pro Monat an. Die wirtschaftliche Lage der Einheimischen soll sich durch die Gründung neuer Geschäfte, die Speisen und Getränke verkaufen und Führungen anbieten, verbessern. Ciudad Bolivar hat rund 660.000 Einwohner, von denen nach offiziellen Angaben mehr als die Hälfte in Armut leben.
Die Seilbahn: Wichtigste Infrastruktur in der Region
Da viele der Bewohner in anderen Teilen Bogotás arbeiten, hat die Eröffnung der TransMiCable-Seilbahn im Jahr 2018 Ciudad Bolivar für immer verändert. Was früher eine 80-minütige Fahrt mit lokalen Bussen über enge, kurvenreiche, meist unbefestigte Straßen war, um das Viertel zu verlassen, dauert jetzt nur noch eine Viertelstunde.
Der Blick aus der Vogelperspektive
Die Seilbahn kann stündlich 7000 Personen in 163 Kabinen befördern - etwa 20.000 Einwohner pro Tag. Sie ist ein wichtiger Teil der Attraktion für Besucher, die einen Blick aus der Vogelperspektive auf die hoch in den Bergen gelegene Sieben-Millionen-Stadt werfen wollen.
Touristenzentrum für das Ciudad Bolivar
"Das Ziel ist, dass Ciudad Bolivar durch Investitionen in lokale Unternehmen und die Infrastruktur zu einem der wichtigsten Touristenorte Bogotas wird", sagt Andres Santamaria, Direktor des Bezirksinstituts für Tourismus (IDT) gegenüber der Nachrichtenagentur AFP. Die Stadt baut ein Touristenzentrum für das Viertel und bildet zusätzlich 40 offizielle Fremdenführer aus - bislang ist es nur einer.