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Politik

Anschläge der ELN untergraben Friedensprozess

11. Februar 2018

Nachdem die kolumbianische Regierung die Friedensverhandlungen mit der linken Guerilla-Organisation ELN unterbrochen hat, spitzt sich der Konflikt weiter zu. Die Rebellen verüben weiter Anschläge - mit Ansage.

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Eine Frau steht auf einer Veranda, ein Mann sitzt mit einem Gewehr davor. Beide haben die Gesichter hinter Tüchern verborgen (Foto: Getty Images)
Guerillakämpfer der ELN während des Waffenstillstands im November 2017Bild: Getty Images/AFP/L. Robayo

Die Guerillaorganisation ELN hat eine Militäroffensive gestartet: Am Samstag sprengten die Rebellen im Department Cesar im Norden des Landes eine Brücke und griffen einen Lastwagen mit einem Sprengsatz an, wie die kolumbianische Armee mitteilte.

Bereits am Mittwoch kündigten die Rebellen nach kolumbianischen Medienberichten einen bewaffneten viertägigen Streik an, der am Samstag beginnen sollte. Die Kolumbianer wurden aufgerufen, keine Reisen via Überlandstraßen anzutreten. Wer trotzdem verreise, könne das Ziel an Anschlägen werden, hieß es.

Blick durch einen Maschendrahtzaun auf Polizisten in weißen Schutzanzügen, die den Tatort untersuchen (Foto: Getty Images)
Bei einem Bombenanschlag der ELN auf eine Polizeiwache in Barranquilla starben Ende Januar fünf PolizistenBild: Getty Images/AFP/J. Torres

Die neuen Attacken sind ein schwerer Rückschlag für den Friedensprozess in dem südamerikanischen Land. "Die Gespräche wiederaufzunehmen wird sehr schwierig", sagte Kolumbiens Präsident und Friedensnobelpreisträger Juan Manuel Santos. "Die ELN sagt ständig, sie wolle den Frieden suchen, aber ihre Taten widersprechen ihren Worten." 

Verhandlungen mit der FARC als Blaupause

Die Regierung und die ELN hatten vor einem Jahr in der ecuadorianischen Hauptstadt Quito Friedensverhandlungen begonnen. Die Verhandlungen folgten dem Beispiel der Gespräche mit der größten Guerilla-Bewegung, der FARC, mit der sich die Regierung nach vierjährigen Verhandlungen Ende 2016 auf ein Friedensabkommen verständigen konnte.

Der erste Durchbruch mit den ELN-Rebellen war eine dreimonatige Waffenruhe, die Anfang Januar auslief. Seitdem verüben die Rebellen wieder Anschläge auf Infrastruktur und Militärposten. Nachdem bei einer Anschlagserie Ende Januar sieben Polizisten getötet worden waren, hatte Präsident Juan Manuel Santos die Friedensgespräche auf unbestimmte Zeit ausgesetzt.

ELN nimmt Umweltverschmutzung in Kauf

Die kolumbianische Armee hatte die ELN-Guerilla auch für einen weiteren Anschlag auf eine Erdöl-Pipeline verantwortlich gemacht, der sich bereits am Montag (5. Februar) ereignet haben soll. Das Militär verurteilte die "Angriffe der ELN gegen die Zivilbevölkerung und die Umwelt".

Ein Mann steht neben einer ausgebuddelten Pipeline, zu sehen sind Ölpfützen (Foto: Getty Images)
Anschläge wie hier 2002 auf die Pipeline von Caño Limón nach Coveñas verursachen Kosten in MillionenhöheBild: Getty Images/C. Villalon

Die Rebellen rechtfertigten ihre Angriffe auf die Ölindustrie mehrfach mit der Präsenz ausländischer Konzerne, die Bodenschätze auf Kosten der Kolumbianer ausbeuten würden. Aufgrund früherer Anschläge ist die Ölförderleitung von Caño Limón nach Coveñas bereits seit dem 10. Januar außer Betrieb. Die knapp 800 Kilometer lange Versorgungsstrecke transportiert im Grenzgebiet zu Venezuela gefördertes Erdöl an die Karibikküste. Die ELN wird für mehr als 1300 Anschläge auf Öl-Pipelines und die daraus resultierende Umweltzerstörung verantwortlich gemacht.

Die letzte ihrer Art

Seit dem Friedensvertrag mit der größeren Rebellengruppe FARC Ende 2016 ist die ELN die letzte aktive Guerillaorganisation in dem südamerikanischen Land. Sie ist überwiegend im Osten Kolumbiens aktiv. Zwischen 2000 und 2500 Männer und Frauen sollen Schätzungen zufolge für die Guerilla kämpfen. Nach Ermittlungen der Staatsanwaltschaft gehen fast 7.000 Morde, ebenso viele Entführungen, 3.000 Fälle von Landvertreibung und etwa 1.000 Zwangsrekrutierungen auf das Konto der Gruppe.

Der Konflikt zwischen der Regierung, mehreren Rebellengruppen und paramilitärischen Einheiten hatte sich in den 1960er Jahren an Landkonflikten und sozialer Ungerechtigkeit entzündet. Seither wurden etwa 340.000 Menschen getötet, mindestens sieben Millionen Kolumbianer wurden zu Binnenflüchtlingen.

ust/kle (dpa, efe, epd, kn​​​​​​​a)