Regierung und FARC besiegeln Friedensschluss
27. September 2016Mit einem aus einer Gewehrpatrone gefertigten Kugelschreiber zogen Staatspräsident Juan Manuel Santos und Rebellen-Chef Rodrigo Londoño Jimenez, der unter seinem Kampfnamen Timochenko bekannt ist, in der Küstenstadt Cartagena einen Schluss-Strich unter den blutigen Konflikt. "Unsere Vergangenheit wurde mit Kugeln geschrieben, die Bildung wird unsere Zukunft schreiben", war darauf zu lesen. Sie unterschrieben exakt um 17.31 Uhr Ortszeit den 297-seitigen Friedensvertrag.
Unter den zahlreichen Gästen, die dem Handschlag der Beiden und der Paraphierung des Vertrags beiwohnten, waren unter anderem UN-Generalsekretär Ban Ki Moon, US-Außenminister John Kerry, Kubas Präsident Raul Castro, zahlreiche weitere Regierungschefs aus Südamerika und viele Angehörige von Opfern des bewaffneten Konfliktes.
Die Zeremonie fand auf dem mit weißen Friedensfahnen geschmückten "Platz der Flaggen" statt. Präsident Santos öffnete zu Beginn der Zeremonie gemeinsam mit einem Mädchen symbolisch mit einem Schlüssel eine Tür, die eine friedliche Zukunft für Kolumbien symbolisieren soll. Zuvor waren mit großem Beifall die Verhandlungsdelegationen der Regierung und der linksradikalen Revolutionären Streitkräfte Kolumbiens (FARC) von den geladenen Gästen begrüßt worden.
Das unter kubanischer und norwegischer Vermittlung erzielte Abkommen soll bei einem Referendum am 2. Oktober die letzte Hürde nehmen. Umfragen deuten auf eine klare Zustimmung der kolumbianischen Bevölkerung hin. Dem Friedensvertrag vorausgegangen waren vier Jahre zäher Verhandlungen in der kubanischen Hauptstadt Havanna. Ende Juni dieses Jahres hatten die Konfliktparteien einen Waffenstillstand unterzeichnet, im August hatten sie sich dann auf das Friedensabkommen geeinigt. Der Vertrag sieht eine Landreform, neue Ansätze im Kampf gegen den Drogenhandel und eine Entschädigung der Opfer vor. Die marxistische FARC-Guerilla verpflichtet sich, ihre Waffen niederzulegen. Sie soll sich in eine Partei umwandeln, die bei Wahlen antreten darf.
Viele Kolumbianer sehen die politische Beteiligung der FARC allerdings mit Skepsis, auch weil die Aufständischen nicht für in dem Konflikt begangene Verbrechen zur Verantwortung gezogen werden.
Die FARC-Guerilla kämpfte seit 1964 gegen Großgrundbesitzer und die Regierung des lateinamerikanischen Landes. Entzündet hatte sich der Konflikt, in den neben der Armee und der FARC auch andere linke Rebellengruppen, rechte Paramilitärs und die Drogenmafia verwickelt waren, an Landkonflikten und sozialer Ungerechtigkeit.
In dem Bürgerkrieg wurden mehr als 220.000 Menschen getötet, 45.000 Menschen gelten als vermisst. Sieben Millionen Menschen wurden aus ihren Dörfern vertrieben.
Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier betonte in einer Pressemitteilung: " Kolumbien schreibt heute Geschichte!" Mit dem Friedensabkommen bewiesen die Konfliktparteien, "dass Frieden möglich ist - auch nach jahrzehntelangen Auseinandersetzungen".
qu/mak (rtr, dpa, afp, APE)