Kohleabbau: Kampf um Lützerath
Lützeraths Tage sind gezählt: Das Dorf in Nordrhein-Westfalen soll dem Tagebau Garzweiler weichen. Trotz geplanten Kohleausstiegs sollen noch 280 Millionen Tonnen Kohle gefördert werden - Umweltverbände protestieren.
Hart an der Kante
Vermummt und beflaggt: Protestierende, deren Köpfe von Kapuzen und Mützen verhüllt sind, ziehen am Rande der Abbruchkante des Braunkohle-Tagebaus Garzweiler 2 entlang. Rund 2000 Menschen haben nach Angaben der Organisierenden am Samstag für den Erhalt des Ortes Lützerath demonstriert, der voraussichtlich im Februar 2023 dem Tagebau weichen muss.
Kampf fürs Klima
Zur Halbzeit der Klimakonferenz im ägyptischen Scharm el-Scheich erinnern die Demonstrierenden an Deutschlands Verantwortung beim Klimaschutz. "Klima schützen!", steht auf einem Globus bei den Protesten in Lützerath. Mehrere Organisationen hatten zu den Protesten aufgerufen, darunter BUND, Fridays for Future, Greenpeace und die Initiative "Alle Dörfer bleiben".
Luftiger Protest
Ein Demonstrant erklimmt einen Mast am Rande des Tagebaus Garzweiler. Die Protestierenden bezeichnen den Kohleabbau als "Klimaverbrechen". Zeitgleich mit dem Protest bei Lützerath, der friedlich verlief, fanden am Samstag Demonstrationen in 20 weiteren Städten Deutschlands statt.
Gefräßiger Bagger
Unaufhaltsam frisst sich der gigantische Schaufelradbagger im Tagebau Garzweiler 2 näher an Lützerath heran. Eine Vereinbarung des Bundeswirtschaftsministeriums mit dem Energiekonzern RWE sieht zwar vor, den Tagebau zu verkleinern und eine Reihe von Ortschaften entgegen ursprünglicher Planung doch nicht abzubaggern. Das gilt jedoch nicht für Lützerath.
Symbolträchtiger Widerstand
Mittlerweile befindet sich das von Aktivisten besetzte Dorf fast unmittelbar an der Abbruchkante des Tagebaus und besteht nur noch aus einigen Gebäuden und einem Protestcamp mit Holzhütten und Baumhäusern wie diesen. Lützerath ist zum Symbol für viele andere Dörfer geworden, die bereits für die Braunkohleförderung abgerissen wurden.
Die letzten Häuser von Lützerath
280 Millionen Tonnen Kohle sollen in Garzweiler noch gefördert werden - dafür müssen auch diese letzten ehemaligen Wohnhäuser Lützeraths dem Tagebau weichen. Der Bund und das Land NRW hatten sich im Oktober zwar mit RWE auf einen vorgezogenen Braunkohleausstieg 2030 im Rheinischen Revier verständigt. Zugleich wurde jedoch die Laufzeit zweier Kraftwerksblöcke bis März 2024 verlängert.
Gegenwehr im Großformat
Umweltschutzorganisationen kritisieren die verlängerte Laufzeit: Das gelbe X, das Protestierende hier im Großformat vor dem Tagebau Garzweiler drapiert haben, ist ein Symbol für den Widerstand gegen den Kohleabbau. Hintergrund des Regierungs-Deals mit RWE ist die Energiekrise: Mit der Kohle-Verstromung sollen durch den Ukraine-Krieg bedingte Ausfälle bei den Gaslieferungen kompensiert werden.
Bis hierhin und nicht weiter
Eine Demonstrantin erinnert bei den Protesten am Wochenende an das 1,5-Grad-Ziel: Beim Pariser Klimaabkommen hatte sich die Weltgemeinschaft darauf geeinigt, die Erderwärmung darauf zu begrenzen. Umweltschutzorganisationen kritisieren, dass die geplante Fördermenge von 280 Millionen Tonnen Kohle in Garzweiler sechsmal mehr sei als zulässig wäre, um die 1,5-Grad-Grenze einzuhalten.
Gemeinsam gegen die Kohle
Prominente Unterstützung für Julia Fischer (rechts) von der Initiative "Lützerath lebt": Im Oktober besuchten die Klimaaktivistinnen Luisa Neubauer (links) und Elizabeth Wathuti Lützerath. Auch Klimaschutz-Ikone Greta Thunberg war 2021 vor Ort. Aktivistinnen und Aktivisten kämpfen seit vielen Jahren gegen die Erweiterung von Garzweiler 2 und den damit verbundenen Abriss zahlreicher Ortschaften.
Auch die Windräder sollen weg
Nicht nur Lützerath muss dem Tagebau weichen: Diese Windräder westlich des Dorfes, die 2001 errichtet wurden, sollen RWE zufolge im Laufe des nächsten Jahres abgebaut werden. "Dass mitten in der Klima- und Energiekrise Windräder für die Erweiterung eines Kohletagebaus abgerissen werden, ist an Absurdität nicht zu überbieten", kommentierte die Initiative "Alle Dörfer bleiben".
"Lützerath bleibt!"
Bunter Protest - auch auf dem Ortsschild: Aktivistinnen und Aktivisten wollen weiterhin für den Erhalt Lützeraths kämpfen. Mit Blick auf die Sicherung der Kohleversorgung 2023 gebe es keine Notwendigkeit, Lützerath für den Bergbau zu zerstören, sagte Dirk Jansen vom BUND der Nachrichtenagentur dpa. Die Kohleverstromung müsse vor dem Ort enden. "Hier ist ein Hotspot des Klimawandels", so Jansen.