Klimawandel und Katastrophentourismus
Vom Great Barrier Reef bis zu majestätischen Gletschern: Immer mehr Touristen reisen zu Urlaubszielen, die der Klimawandel bald zerstört haben dürfte. Und nicht selten beschleunigen sie damit noch den Niedergang.
Vergänglicher Schatz
Eine Umfrage der University of Queensland 2016 ergab, dass 69 Prozent der jährlich etwa 2 Millionen Besucher des Great Barrier Reefs in Australien die UNESCO Welterbestätte sehen wollen "bevor es zu spät ist". Kein Wunder: Das IPCC sagt, selbst wenn wir die globale Erwärmung auf 2 Grad begrenzen können, werden 99 Prozent der Korallenriffe weltweit verschwinden.
Bären auf dünnem Eis
Wie groß ist der Klimaschaden durch Flüge zu abgelegenen bedrohten Naturwundern? Forscher untersuchten 2010 das Geschäft mit Eisbärsafaris in Churchill, Kanada und errechneten einen jährlichen CO2-Fußabdruck von 20 Megatonnen. Die meisten Besucher kommen mit dem Flugzeug. 88 Prozent von ihnen sagten, der Klimawandel sei menschengemacht, aber nur 69 Prozent hielten Flugreisen für eine der Ursachen.
Kunst der Apokalypse
Neben den Eisbären gehören schmelzende Eisberge zu den symbolträchtigsten Bildern des Klimawandels. Auf einem Kreuzfahrtschiff zwischen den schmelzenden Giganten hindurchzufahren ist eine unvergessliches Erlebnis, für das Touristen riesige Summen bezahlen. Anfang der 1990er Jahre besuchten nur etwa 5000 Menschen pro Jahr die Antarktis. 2018 waren es mehr als 46.000.
Kaum Schnee auf dem Kilimandscharo
Man muss nicht in die Polregionen fahren, um das Eis schwinden zu sehen. Die schneebedeckten Gipfel des Kilimandscharo sind beeindruckend und generieren jährlich €44 Millionen (US$50 Millionen) an Tourismuseinnahmen. Viele Besucher erklimmen den Furtwängler Gletscher, der im letzten Jahrhundert 85 Prozent seines Eises verloren hat und wohl bis Mitte des Jahrhunderts ganz verschwunden sein wird.
König ohne Krone
Als der Glacier-Nationalpark in Montana 1910 öffnete, gab es dort mehr als 100 Gletscher. Heute sind es weniger als zwei Dutzend. Der Rückgang ist so dramatisch, dass dieses Beispiel für den Klimawandel viele Forscher anzieht. Darüber hinaus kommen fast drei Millionen Wanderer und Urlauber jedes Jahr, um die "Krone des Kontinents" und die letzten Tage ihrer schneebedeckten Pracht zu genießen.
Verlorenes Paradies
Die Malediven sind ein klassisches Touristenparadies: 1200 Koralleninseln mit weißen Sandstränden ragen hier nur 2,5 Meter aus dem türkisfarbenen Wasser. 2017 beschloss der Präsident, neue Flughäfen und Megaressorts für sieben mal mehr Touristen zu errichten. Mit den Einnahmen wollte er neue Inseln bauen und Gemeinden umsiedeln. Er ist inzwischen abgewählt und steht wegen Korruption vor Gericht.
Salziges Feuchtgebiet
Nicht nur Inseln gehen wegen des steigenden Meeresspiegels unter. Feuchtgebiete wie die Everglades in Florida verschwinden auch. In den letzten hundert Jahren wurde die Hälfte der Everglades für den Ackerbau trocken gelegt. Jetzt dringt zunehmend Salzwasser in die Gebiete vor, die noch übrig sind. Das hat die Everglades zu einer besonders bedrohten UNESCO Welterbestätte in den USA gemacht.
Zu schnell für natürliche Anpassung
Die Galapagosinseln werden immer für Darwin und seine Evolutionstheorie stehen. Doch heute sind die Arten, die sich hier so einzigartig entwickelt haben, durch Tourismus und Umweltveränderungen bedroht. Im wärmer werdenden Meer finden die berühmten Meeresechsen nicht mehr genug Futter. Die UNESCO bezeichnet den Tourismus als eine der größten Bedrohungen für das Archipel.