Roger Federer reagiert auf Greta Thunbergs Kritik
13. Januar 2020"Roger wird zur Greta", titelte die Schweizer Sonntagszeitung und versah den Artikel mit einer Fotomontage, die Tennisstar Roger Federer mit zwei langen geflochtenen Zöpfen im Stile der schwedischen Klimaaktivistin Greta Thunberg zeigte. Der 38-Jährige hatte mit einer vorsichtig formulierten Stellungnahme auf die wachsende Kritik an seiner Zusammenarbeit mit dem Schweizer Finanzinstitut "Credit Suisse" reagiert. "Ich nehme die Auswirkungen und die Bedrohung durch den Klimawandel sehr ernst", ließ Federer wissen. "Ich bin den jungen Klimaaktivisten dankbar, dass sie uns alle dazu zwingen, unser Verhalten zu überprüfen."
Gerichtsverfahren gegen Schweizer Aktivisten
Die 17 Jahre alte Thunberg hatte in der vergangenen Woche auf ihrem Twitter-Account - er hat fast vier Millionen Follower - zwei Posts retweetet, in denen unter dem Hashtag #RogerWakeUpnow (Roger, wache jetzt auf!) auf ein Gerichtsverfahren gegen zwölf junge Schweizer Klimaaktivisten hingewiesen wurde. Sie waren in eine Filiale der "Credit Suisse" eingedrungen und hatten dort Tennis gespielt. Die Bank fordert von ihnen Schadenersatz in Höhe von 20.000 Schweizer Franken (knapp 18.500 Euro).
Die Klimaaktivisten werfen "Credit Suisse" vor, in großem Stil Industriekonzerne zu finanzieren, die auf die Ausbeutung fossiler Brennstoffe setzen. Federer ist Markenbotschafter der Bank, angeblich beläuft sich sein Werbevertrag mit dem Unternehmen auf sieben Millionen Franken (6,5 Millionen Euro).
Für Federer ungewöhnliche Aussage
Normalerweise äußert sich der Superstar nur zu Fragen, die den Tennissport betreffen oder seine Stiftung "RF Foundation", mit der Federer Bildungsprojekte im südlichen Afrika und in der Schweiz unterstützt. Zu politischen Themen verweigert er in der Regel jeden Kommentar. Mit der Klimaschutzbewegung der jungen Generation wollte es sich der 20-malige Grand-Slam-Turniersieger aber offenbar nicht verscherzen.
Er sei sich seiner "Verantwortung als Privatperson, als Athlet und als Unternehmer sehr bewusst", schrieb Federer. Er wolle "diese privilegierte Position nutzen, um mit meinen Sponsoren über wichtige Themen zu sprechen". Federer nannte "Credit Suisse" in seiner Stellungnahme allerdings nicht beim Namen. Die Schweizer Klimaaktivisten bedankten sich dennoch bei dem Tennisstar und forderten ihn auf, bei der Bank auf den sofortigen Ausstieg aus allen Investitionen in fossile Energie zu drängen.
Als Mitglied des durch die Welt tourenden Tenniszirkus tauge er nicht gerade als Vorbild für Umweltschutz, hatte Federer Mitte Dezember gegenüber Schweizer Journalisten gesagt: "Ich verbringe so viel Zeit im Flugzeug. Deshalb kann ich den Leuten nicht sagen, sie müssten darauf achten, nicht so viel zu fliegen." Auf die Auswahl seiner Sponsoren hat Federer jedoch sehr wohl Einfluss.