Klimaschutz im Vatikan
22. Dezember 2008Viel Sonne haben die mehr als 2000 nagelneuen Solarmodule aus Deutschland auf der vatikanischen Audienzhalle noch nicht abbekommen. In Rom hat es diesen Dezember mehr geregnet als sonst im ganzen Jahr. Aber sie machen sich gut auf dem modernen Gebäude hinter den Kolonnaden des Petersplatzes und haben bereits einen Designpreis gewonnen.
Positive Reaktion auf die moderne Anlage
Passanten, die hier vorbeikommen, recken neugierig die Köpfe: „Ich bin sehr glücklich über dieses Geschenk an Benedikt XVI. - er hat es verdient. Ich schätze ihn sehr und würde mir wünschen, dass er die Welt ein bisschen besser machen kann, in diesem schwierigen Moment“, meint eine Passantin. Das wäre ganz im Sinne von Benedikt XVI., da ist sich Pater Eberhardt von Gemmingen sicher. Der 72-Jährige leitet das deutschsprachige Programm von Radio Vatikan, das stolz über das Umweltprojekt berichtet hat.
„Man kann leicht Klimaschutz fordern und alle möglichen Schutzmaßnahmen, aber wenn ich am Wochenende nach Malaga fliegen will, dann mache ich das mit Billigfliegern und verschmutze damit einfach die Umwelt“, so Eberhardt von Gemmingen. „Wir sind gespalten. Schon der heilige Paulus hat gesagt: Das, was ich will, tue ich nicht und das, was ich nicht will, tue ich dann doch.“
Der Papst macht Nägel mit Köpfen
Um seine Schäfchen auf den rechten Weg zu bringen, geht das Oberhaupt der katholischen Kirche also mit gutem Beispiel voran. „Der Vatikan will sicher ein bisschen Vorbild sein“, gibt Eberhardt von Gemmingen zu. „Und zwar kann ich mir vorstellen, dass Papst Benedikt denkt, Millionen Menschen verhungern, weil die Reichen wahnsinnig viel konsumieren und jeder Konsum verbraucht Energie“, sagt der Pater. Man solle aber Energie sparen, Energie besser nutzen und einen kleinen Beitrag leisten. Der Vatikan tue dies, indem er auf dem Dach der Audienzhalle Solarzellen einbaue. „Das ist ein Minibeitrag, über den wir uns freuen, dass er auch durch die Weltpresse geht. Aber es ist noch mehr ein Zeichen des guten Willens“, erklärt Eberhardt von Gemmingen.
Der Papst aber meint es ernst mit dem Klimaschutz. Derzeit wird geprüft, wo innerhalb des Vatikans noch Einsparpotential liegt. Darüber hinaus will er freie Flächen außerhalb des Staatsgebietes, die sich im Besitz der Kirche befinden, auf ihre Eignung für saubere Energiequellen wie Sonnen- und Windenergie prüfen. In Ungarn lässt er Wälder wieder aufforsten, um die Kohlendioxidbilanz des Vatikans auszugleichen. Langfristig soll der Ministaat im Herzen Roms als erster weltweit CO2-neutral werden.
Klimaschutz als Christenpflicht?
Es habe mit der Ethik und der Religion zu tun, meint Eberhardt von Gemmingen. Und das alles eben vor dem Hintergrund, dass Gott den Menschen die Erde anvertraut habe. „Pflanzt sie, bebaut sie, die Erde ist euch untertan. Wenn man jetzt das Wort untertan übertreibt, könnte auch die Ausbeutung gemeint sein“, erklärt von Gemmingen, „aber es ist das Gegenteil gemeint. Wir sollen die Erde kultivieren und pflegen.“
Allerdings, so betont Pater Eberhardt von Gemmingen, wolle der Papst den etablierten Umweltschutzorganisationen keine Konkurrenz machen. Er wolle für mehr Umweltbewusstsein in der katholischen Kirche selbst sorgen. Und die Botschaft komme an der Basis an, so von Gemmingen. Immer mehr Pfarrer machen sich Gedanken über energiesparendes Heizen und einen maßvollen Umgang mit Ressourcen. In Venedig fand im November ein Kongress für Geistliche statt, die sich über saubere Energiequellen und ihre konkrete Nutzung in Kirchen und Pfarrhäusern informieren wollten. Er war gut besucht.