Grüne Show
11. September 2007Die Shows sind aufwändig wie immer - aber etwas ist doch anders bei dieser Automesse. Nicht nur, dass die "Grünen" erstmals einen eigenen Messe-Stand haben, überhaupt war soviel Grün noch nie bei einer IAA. Und noch nie haben Auto-Manager wohl so oft das Wort "Klimaschutz" in den Mund genommen, wie in diesen Tagen.
Knapp an der EU-Vorgabe vorbei
"Klimaschutz steht hier in Frankfurt im Vordergrund. Klimaschutz ist kein Selbstzweck. Klimaschutz ist für die Menschen" erklärt zum Beispiel Norbert Reithofer, der Chef von BMW. "Auch Automobile sind kein Selbstzweck - sie werden für Kunden gebaut, und sollen natürlich begeistern. Wir haben beides im Blick: Die Umwelt und den Kunden." Und deswegen feiern die Bayern hier vor allem die Weltpremiere ihres Modells 318 d, der trotz 143 PS weniger als fünf Liter verbraucht und mit 123 Gramm CO2 fast die geplante EU-Vorgabe erfüllt.
Da will die Konkurrenz aus Stuttgart nicht nachstehen und schickt gleich 19 "Saubermänner" ins Rennen - voran die Studie des F700 - die einen Vorgeschmack darauf gibt, wie man bei Mercedes-Benz künftig große Autos definieren will - in diesem Fall mit einer Mischung aus Otto- und Dieselmotor.
"Vernunft und Emotion müssen zusammen gehen - nur so wird automobile Zukunft nachhaltig sein können", sagt Daimler-Vertriebsvorstand Klaus Maier. "Und ich glaube, wir haben die ganze Bandbreite komfortabler Fahrzeuge hier gezeigt, die auch in Zukunft ökologisch einwandfreies Fahren ermöglichen - beides geht zusammen."
Gutes Gewissen bei 500 PS
500 Pferdestärken unter der Haube, aber das Gewissen soll grün bleiben: Kritiker werfen deshalb den Veranstaltern eine "Klimashow" vor, mit der man die Öffentlichkeit täuschen wolle. Ein Vorwurf, den Opel-Chef Hans Demant zurückweist. "Ich möchte das also nicht als eine 'Grüne Show' bezeichnen. Was wir hier zeigen, ist Automobiltechnologie par excellence", sagt Demant. "Wir zeigen individuelle Mobilität für die Zukunft - und in dem Zusammenhang müssen wir uns natürlich mit dem Thema Klimaschutz beschäftigen. Dieses Thema werden wir die nächsten Jahre mit uns tragen - und wir haben uns entschlossen, das Thema voll zu unterstützen."
Da sieht sich der Chef eines Massenherstellers auf einer Linie mit Porsche-Chef Wendelin Wiedeking. Der steht neben seinem neuen Lieblingsspielzeug, dem GT2 mit 530 PS und sagt: "Klimaschutz ist für Porsche immer wichtig gewesen." Bei Premiumherstellern wie Porsche sei der Kunde bereit, für neue Technologien zu bezahlen - dann auch in kleineren und mittleren Fahrzeugen eingesetzt werden könnten. In diesen Autos sieht Wiedking die "größten Emittenten": "Denn der Stückzahl nach sind die Emissionen um ein Vielfaches höher als bei unseren Fahrzeugen."
Alles eine Frage des Blickwinkels eben. Entscheiden aber wird das Rennen um die Gunst des Öko-Autos am Ende der Kunde. Und der - speziell in Deutschland - hält sich im Moment noch sehr zurück. Dennoch gaben sich alle deutschen Hersteller in Frankfurt betont optimistisch. Fürs Klima sowieso - und auch für künftige Entwicklung ihrer Unternehmen.